Archive Bringschuld und Heldenkult: Die Heldenstadt in der Breznev-Aera23.02.2014, 10:47 Ivo Mijnssen
Im Herbst 1941 schien die Lage der Sowjetunion fast ausweglos. Die Rote Armee befand sich nach einer Reihe von katastrophalen Niederlagen gegen die Wehrmacht auf einem ungeordneten Rueckzug. Kiev, Minsk, Smolensk, Kaluga und Oroel waren gefallen. Zwischen den deutschen Armeen und Moskau stand nur noch eine groessere Stadt: Tula. Dort errichteten Partei, Armee und die mobilisierte Bevoelkerung hastig Verteidigungslinien und evakuierten Betriebe. Die Sicherheitskraefte kaempften nicht nur gegen die immer wieder ausbrechende Panik, sondern auch gegen Pluenderer. (1)
In der Stadt standen lediglich einige Tausend regulaere Truppen sowie die Arbeiterbrigaden, die sich mit Gewehren aus dem 19. Jahrhundert auf die Verteidigung vorbereiteten. Vor Tula versuchten die Reste der sowjetischen 50. Armee, die der Kesselschlacht bei Brjansk entkommen waren, die immer staerker mit dem einsetzenden Frost kaempfenden Panzer von General Heinz Guderian aufzuhalten. Es folgten verlustreiche Kaempfe um die Stadt mit ueber 38'000 Toten (2) und die beinahe vollstaendige Einkesselung. Tula fiel jedoch nicht, die Front wurde stabilisiert. Anfang Dezember gelang der Roten Armee der erste erfolgreiche Gegenangriff. Die Nationalsozialisten wuerden nie wieder so nahe an Moskau herankommen.
35 Jahre spaeter, am 8. Dezember 1976, stand Tula einmal mehr im Zentrum der sowjetischen Oeffentlichkeit. Die Stadt war fuer ihre Verteidigungsleistung zur ?Heldenstadt? ernannt wurden, und im Januar reiste Leonid Breznev nach Tula zur Verleihung. Er bezeichnete das Tula von 1941 als ?Bastion?. Zudem betonte er die seit der Zeit Peters des Grossen wichtige Rolle Tulas als Waffenproduzent. Die Stadt sei das ?Schild und Arsenal Russlands?: ?Auf dieser alten Erde reifte (muzal) der Charakter des russischen Menschen ? ein unermuedlicher Arbeiter und kunstfertiger Handwerker, standfester Verteidiger der Heimat und unbeugsamer Kaempfer fuer eine glueckliche Zukunft.? (3)
Wie das Zitat aus der Rede von Breznev zeigt, wurde die Heldenstadt Tula unionsweit zu einem Symbol erhoben, das weit ueber den reinen Sieg im Zweiten Weltkrieg hinaus auf die besten Qualitaeten des Volkes verwies. Der mit dem ?Grossen Vaterlaendischen Krieg? verbundene Heldenkult der Breznev-AEra diente als Identifikationsflaeche fuer die Lokalbevoelkerung und dem Staat als Mittel zur Mobilisierung ? gerade im Kontext einer waehrend der Breznev-Jahre immer staerker abnehmenden Dynamik. Am Beispiel der Heldenstadt lassen sich die komplexen Wechselwirkungen zwischen Heldenkult und gesellschaftlichen Dynamiken besonders gut illustrieren.
Breznev-Aera und Kriegsgedenken
Das in den letzten Jahren stark gewachsene wissenschaftliche Interesse an der Breznev-Aera hat den Blick freigegeben fuer die vielen komplexen und widerspruechlichen Entwicklungen der Zeit zwischen 1964 und 1982. Vor dem Hintergrund der Umbrueche im Bildungsbereich, Wohnungswesen und der Wirtschaft (4) relativiert sich auch die Beschreibung der gesamten Epoche als Stagnationszeit (zastoj). Um die abnehmende gesellschaftliche und wirtschaftliche Dynamik im Verlauf der Epoche zu beschreiben, wird hier auf den weniger belasteten Begriff der ?Hyperstabilitaet? zurueckgegriffen.
Vor dem Hintergrund der Nachwehen der De-Stalinisierung und der Aufgabe der kommunistischen Utopie zugunsten eines ?entwickelten Sozialismus? praegte die Breznev-AEra die Suche nach Werten, welche die Gesellschaft einigten und stabilisierten. Den Dislokationen der Chrustschchoev-AEra wurde auf der diskursiven Ebene mit einem hegemonialen Projekt begegnet, das im Volk populaere Elemente und von oben gewuenschte Verhaltensweisen in einem neuen Konsens artikulierte. (5) Dieser Konsens vereinigte die durch ein autoritaeres politisches System proklamierte Einigkeit von Volk und Partei, einen bescheidenen aber steigenden Wohlstand (6) und eine generelle Rueckbesinnung auf die ?glorreiche Vergangenheit? (7), bei der das Gedenken an den Grossen Vaterlaendischen Krieg die zentrale Rolle spielte.
Die Erinnerung an den Krieg ist im postsowjetischen Raum bis heute ein gesellschaftlich verbindendes Element. Jede Familie hatte im Krieg Opfer zu beklagen, und viele Mitglieder der Nachkriegsgeneration wuchsen ohne Vaeter oder mit einem Elternteil auf, das psychisch oder koerperlich kriegsversehrt war. Die emotionale Verbindung zur Kriegserinnerung nutzte das Regime aber auch zur Mobilisierung der Bevoelkerung. (8)
Ab 1965 wurde der Tag des Sieges ? unter Stalin und Chrustschchoev oeffentlich nicht oder nur bescheiden gefeiert ? mit einer grossen Militaerparade und aufwaendigen Festlichkeiten wieder als offizieller Feiertag eingefuehrt. Die meisten historischen Studien betonen zu Recht die offizioese Idealisierung des Kriegsgeschehens, in dem primaer Heldenfiguren, nicht aber die dunklen Seiten des Krieges Platz fanden. (9) Dieser offizielle Kriegsdiskurs projizierte das Bild einer gegen den faschistischen Feind geeinten Bevoelkerung, die zusammen mit einer starken Armee unter der Fuehrung der Partei einen grossen Sieg errang. (10) Repressionen in der Armee, der Hitler-Stalin-Pakt und die gigantischen eigenen Verluste wurden tabuisiert.
Gleichzeitig wurde versucht, breitere Schichten der Bevoelkerung symbolisch in die Gemeinschaft der Sieger einzubeziehen. Joerg Ganzenmueller sieht diese ?Umarmungsstrategie? als Mittel zur Entschaerfung von Konflikten aus der De-Stalinisierungsaera um die Deutung des Krieges.(11) Im Kontext des neuen Konsenses wies die neue Interpretation des Sieges jedoch weit ueber diesen hinaus und wurde zu einem eigentlichen zweiten Gruendungsmythos der Sowjetunion. (12) Veteranen kamen in den Genuss von Verguenstigungen und oeffentlichem Prestige, und auch die Jugend wurde einbezogen. Damit wurde auch versucht, einem schwelenden Generationenkonflikt zu begegnen: Die Nachkriegsgeneration (13) war in einer sozial ausdifferenzierteren und wohlhabenderen Sowjetunion gross geworden und verfuegte deshalb ueber einen vollstaendig anderen Erfahrungshorizont als ihre Vorgaenger. (14)
Im Zusammenhang mit dem 20. Jahrestag des Sieges wurden deshalb Programme zur ?patriotische Erziehung? stark entwickelt. Die Anstrengungen, die Jugend in der Schule sowie im Rahmen von Jugendorganisationen fuer das Kriegsgedenken zu sensibilisieren, wurden verstaerkt. In Lagern, Ausfluegen zu den ?Orten des Kriegsruhms?, Ritualen und Treffen mit Veteranen gedachte die Jugend des Krieges. Diese sozialen Praktiken formten das kulturelle Gedaechtnis (15) an den vergangenen Krieg so, dass gewuenschte Werte wie Patriotismus und multiethnische Kooperation gegen einen gemeinsamen Feind, aber auch die sowjetische Vorherrschaft in Osteuropa und das politische System in der UdSSR legitimiert wurden.
Auf der diskursiven Ebene wurde so die heldenhafte Vergangenheit mit der Gegenwart verbunden. Breznev erklaerte in seiner Rede zum Tag des Sieges 1965 programmatisch, die jungen Sowjetmenschen teilten die Ideen ihrer Vaeter und wuerden, falls notwendig, ?den Kampftraditionen der Helden des Grossen Vaterlaendischen Krieges gerecht werden? und ?ihr Heimatland und die Errungenschaften der Oktoberrevolution? verteidigen. (16) Die Aufgaben der Nachkriegsgeneration moegen sich von jenen der Kriegszeit unterscheiden den Militaerdienst gefordert.
Gerade die Figur des Helden war fuer die Kommunikation des Kriegsgedenkens und die damit verbundenen gewuenschten Inhalte unabdingbar. (17) Im autoritaeren politischen System der UdSSR war der Staat der wichtigste Akteur in der Schaffung eines hegemonialen Kriegsdiskurses, der zwar die aeussere Form und die Grenzen des Sagbaren vorgab, auf der lokalen Ebene aber auch mit eigenen Ereignissen und Figuren gefuellt werden konnte. (18)
Helden und Heldenstaedte
Eine bemerkenswerte Auspraegung dieses Kultes stellen die ?Heldenstaedte? dar. Heldenstaedten wurde die Auszeichnung ?Held der Sowjetunion?, der Leninorden und die hoechste sowjetische Medaille, der ?Goldene Stern?, verliehen. Die Schaffung einer ganzen Kategorie von staatlich ausgezeichneten Orten ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, eine primaer sowjetische Auspraegung des Heldenkultes: In Jugoslawien trug eine Reihe von Staedten den ?Orden des Volkshelden?, in Italien wurden Staedte und Gebiete mit dem Tapferkeitsorden ausgezeichnet, und Grossbritannien verlieh das St. George Cross im Zweiten Weltkrieg an Malta.
Der Heldenkult der Breznev-AEra griff auf stalinistische Erzaehlmuster und Vorgaben zurueck. Er ist eng mit der Entstehung der Ideologie vom Sozialismus in einem Lande und dem sich gleichzeitig entwickelnden Sowjetpatriotismus verbunden und wurde kaum von der De-Stalinisierung erfasst. (19) Kristallisationspunkt dieses Prozesses war dabei die Cheljuskin-Expedition, deren Teilnehmer von sowjetischen Fliegern gerettet wurden, nachdem sie zwei Monate lang im Packeis festgesessen hatten. Der Pilot Anatolij Vasil?evich Ljapidevskij wurde am 16. April zum ersten ?Held der Sowjetunion? ernannt. Die Auszeichnung loeste auch den hoechsten Orden der UdSSR, den Leninorden, als prestigetraechtigste Ehrung ab: Bis 1974 standen ueber 390'000 Traegern und Traegerinnen des Leninordens gerade einmal 12'460 ?Helden der Sowjetunion? gegenueber. Wegen der inflationaeren Vergabe verlor der Orden an Ansehen. Die meisten ?Helden der Sowjetunion? wurden waehrend des Zweiten Weltkrieges ernannt. (20)
Beide Ehrungen wurden groesstenteils an Individuen verliehen, sie konnten aber auch an Betriebe (Leninorden), Armeeeinheiten, Gebiete ? oder eben an Staedte ? verteilt werden. Sie waren mit Verguenstigungen und Pensionen fuer ihre Traeger verbunden, die von der kostenlosen Benutzung des oeffentlichen Verkehrs bis zu prioritaerer Behandlung bei der Wohnungssuche und der medizinischen Versorgung reichten. (21) Auch die Ernennung zur Heldenstadt war mit Privilegien verbunden.
Konzeptuell ist eine Heldenstadt allerdings schwieriger zu fassen als eine einzelne Heldenfigur: Es fragt sich, welche Gemeinschaft konkret mit der ?Heldenstadt? beschrieben wird. Der Heldenstadt-Status wurde naemlich erst am Vorabend des 20. Jahrestag des Sieges, am 8. Mai 1965, kodifiziert und institutionell verankert, auch wenn der Begriff bereits waehrend des Krieges kursierte. Die Stadtbevoelkerungen der Heldenstaedte unterschieden sich in den 1960ern von jenen der Kriegsaera. In den meisten der geehrten Staedte ? Stalingrad, Leningrad, Moskau, Kiev, der Heldenfestung Brest, Odessa, Sevastopol?, Novorossijsk, Kerch?, Minsk, Tula, Smolensk und Murmansk ? war waehrend des Krieges das Gros der Zivilbevoelkerung evakuiert oder getoetet worden. Im Zuge des Wiederaufbaus zogen Arbeiter aus anderen Regionen der Sowjetunion in den kriegsverwuesteten Westen und Sueden, in dem die Heldenstaedte liegen.
Sabine Arnold weist in ihrer Studie ueber Stalingrad darauf hin, dass der Begriff ?Heldenstadt? nicht festlegte, ?ob die Einwohner, die verteidigenden Soldaten oder nur die Mitglieder des Stadtkomitees der KPdSU gemeint waren?. (22) Die vage Definition laesst sich jedoch auch als Ausdruck der oben erwaehnten Umarmungsstrategie verstehen: Das amorphe Kollektiv der Heldenstadt bot eine Identifikationsmoeglichkeit fuer die gesamte Bevoelkerung, unabhaengig von Alter und Herkunft.
Zudem wurde Kontinuitaet hergestellt: Die Struktur praktisch aller Heldengeschichten beinhaltet des Helden Tod, dessen Ueberwindung und die Wiederauferstehung in transformierter Gestalt. (23) Die Heldenstadt verkoerperte diese Wiederauferstehung nach den Zerstoerungen und Leiden des Krieges eindeutig ? in wiederaufgebauter, wirtschaftlich und kulturell prosperierender Form. In praktisch allen Publikationen ueber die Heldenstaedte wird betont, auf den einstigen Schlachtfeldern stuenden heute Wohnhaeuser, Pionierpalaeste und Parks. Zudem finden sich stets Hinweise auf das glueckliche Leben, das die heutige Generation dank den Heldentaten ihrer Vorfahren geniesst. Das Moment des sozialistischen Wohlstands war auch im offiziellen Diskurs ueber die Heldenstaedte zentral.
Im Weiteren war mit dem Heldenstadt-Diskurs eine Strategie der Mobilisierung der Bevoelkerung verbunden. Ein Held wird erst zum Held, indem er oder sie eine aussergewoehnliche Tat in einem Ausnahmezustand ? zum Beispiel im Krieg ? vollbringt. (24) In einer Gesellschaft wie der sowjetischen, die in ihrer Selbstdefinition revolutionaer war, besetzten Heldenfiguren auch im zivilen Leben eine zentrale Position. UEber die Identifikation der Massen mit Heldenfiguren, schreibt Hans Guenther, sei in der sowjetischen Gesellschaft das Erreichen von staatlich vorgegebenen Zielen gefoerdert worden. Ein solcherart ?institutionalisierter Panheroismus? habe eine Gesellschaftskonzeption inspiriert, die einem ?Kampfplatz? voller ?Kampagnen? und ?Siegen? gleicht. (25)
Die Beschreibung trifft in dieser Absolutheit fuer die Breznev-AEra nicht mehr zu, da deutlich groessere gesellschaftliche Freiraeume bestanden als unter dem Stalinismus. Dennoch ist die mobilisierende Funktion des Heldenstadt-Diskurses nicht zu unterschaetzen. Das Kriegsgedenken wurde konstant mit der Forderung nach hoeherer Produktion und Effizienz am Arbeitsplatz verbunden. Fuer eine weiterhin stark auf Kampagnen beruhende Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung war das Potenzial des Heldenstadt-Diskurses nicht unerheblich. Dies war umso wichtiger, da die Heldenstaedte gleichzeitig die zentralen urbanen und wirtschaftlichen Zentren waren. Da die Wirkung einer Heldenfigur massgeblich von dessen Akzeptanz in der Bevoelkerung abhaengt, (26) war die stark verankerte Erinnerung an den Krieg ein naheliegender Anknuepfungspunkt.
Anhand der Heldenstadt Tula wird im folgenden exemplarisch aufgezeigt, wie diese ueber den Heldenstadtdiskurs mit dem Rest der Sowjetunion verbunden und wie die Verknuepfung zwischen Kriegsgedenken und der Forderung nach wirtschaftlicher Leistung auf regionaler Ebene vollzogen wurde. Auch wenn Tula nicht zu den bekanntesten Heldenstaedten gehoert, ist sie als Fallstudie aufschlussreich. Als provinzielles Zentrum, wichtiger Standort fuer die Ruestungsindustrie und Garnisonsstadt war Tula waehrend der Sowjetzeit relativ privilegiert. Ausserdem spielte hier eine militaerische Kultur, zu der auch das Kriegsgedenken gehoert, relativ gesehen eine groessere Rolle als etwa in Moskau. Gleichzeitig kann die Stadt als eine Art Stellvertreter fuer Moskau angesehen werden, da ihre Rolle im Krieg eng mit der Verteidigung der Hauptstadt verbunden war. Schliesslich war Tula die letzte Stadt, die waehrend der Breznev-Aera den Titel der Heldenstadt erhielt, was interessante Aufschluesse ueber jene Periode in Breznevs Regierungszeit gibt, waehrend der die Dynamik bereits stark nachliess und die ?Hyperstabilitaet? in Stagnation umschlug.
Heldenstadt Tula
In das Pantheon der Helden wurde Tula bereits waehrend des Krieges erhoben: ?Die heldenhaften Verteidiger von Moskau und Tula, Odessa und Sevastopol, Leningrad und Stalingrad zeigten beispielhafte und hingebungsvolle Tapferkeit, eiserne Disziplin, Standhaftigkeit und die Faehigkeit zu siegen?, (27) schrieb Stalin bereits 1942. Stalin nannte Tula in einer Reihe mit den ersten und beruehmtesten Staedten, denen das Praesidium des Obersten Sowjets am 8. Mai 1965 offiziell den Titel ?Heldenstaedte? verlieh.
Trotzdem sollte Tula erst am 7. Dezember 1976 zur Heldenstadt ernannt werden. Im Gegensatz zu anderen Heldenstaedten erhielt Tula die Auszeichnung in Etappen: Am 7. Dezember 1966, dem 25. Jahrestag der Verteidigung, wurde der Stadt der Leninorden verliehen, als ?Symbol der militaerischen Heldentaten und der ruhmreichen revolutionaeren Traditionen des Proletariates in Tula?. Aus Moskau reiste der Sekretaer des CK KPSS, Dmitrij Ustinov, an, um den Orden zu uebergeben. Ustinov lobte Tula aber nicht nur sondern waehlte fuer den feierlichen Anlass auch unueblich kritische Worte, wie er selbst gestand. Er fand ?ernsthafte Maengel? beim technischen Niveau der Produktion und der Arbeitsdisziplin. Er forderte, die ?reichen Revolutions- und Arbeitstraditionen? Tulas besser zur Erziehung der Arbeiter und der Jugend einzusetzen. (28)
Ustinov war zwischen 1965 und 1968 damit betraut, den militaerisch-industriellen Komplex zu zentralisieren, was ein politisch umstrittener Prozess war, da er eine Neuordnung der Machtverhaeltnisse in diesem wirtschaftlich entscheidenden Bereich mit sich brachte. (29) Da Tula ein zentraler Produktionsstandort der Ruestungsindustrie war, hingen Ustinovs Bemerkungen zumindest in Teilen mit diesen Spannungen zusammen. Gleichzeitig lief 1966 eine aktive Kampagne zur Propagierung der Kosygin-Reformen, die stark auf technologische Modernisierung abzielten. Die technologische Landwirtschaft in Tula etwa galt als veraltet, weshalb der Oblast? das Plansoll im Siebenjahresplan von 1959 bis 1965 verfehlte. 1967, moeglicherweise als Folge des Leninordens, wurden die Investitionen aus Moskau in die Wirtschaft von Tula stark erhoeht, was das Wachstum enorm beschleunigte. (30)
Die offene Kritik zeigt aber auch, dass der Leninorden nicht das gleiche Prestige besass wie der Titel der Heldenstadt. 36 Staedte und alle 15 Sowjetrepubliken erhielten den Leninorden, waehrend es lediglich 13 Heldenstaedte gab. Der Verleihung des Leninordens an Tula im Jahr 1966 wohnten Vertreter der anderen Heldenstaedte bei, die Aufnahme Tulas ?in ihre ruhmreiche und heldenhafte Familie? erfolgte jedoch erst 1976. (31)
Die Akten des Oblastnoj Komitet (obkom) von Tula geben Aufschluss darueber, dass die Fuehrung der Region unter dem ambitionierten Ersten Sekretaer der Partei, Ivan Junak, mit dem Leninorden nicht zufrieden war. Mindestens dreimal bewarb sich Tula in den folgenden Jahren fuer den Heldenstadt-Status, 1970, 1975 und 1976. Erst die letzte Bewerbung war erfolgreich. (32) Neben dem Prestige waren auch handfeste Hoffnungen auf eine Verbesserung der Versorgungslage mit diesen Antraegen verbunden. Die regionale Fuehrung sah sich betraechtlicher Unzufriedenheit gegenueber. Die Stadtregierung von Tula war in den Sechziger und Siebziger Jahren beispielsweise nicht in der Lage, genuegend Wohnraum fuer die rasch wachsende Bevoelkerung bereitzustellen. (33) Zudem fuehrten schlechte Ernten zwischen 1972 und 1975 zu Versorgungsproblemen bei den Grundnahrungsmitteln. (34)
Die Bewerbungen fuer den Heldenstadt-Status erfolgten an das Zentralkomitee und an Leonid Breznev persoenlich, (35) obwohl formell das Praesidium des Obersten Sowjets den Erlass (ukaz) ueber den Heldenstadt-Status ausstellte. Dass das ZK ? und in letzter Instanz das Politbuero ? das Entscheidungsgremium war, unterstreicht die grosse politische und wirtschaftliche Bedeutung der Auszeichnung. Im Falle Tulas gab es offenbar innerhalb der Fuehrungsriege Widerstaende gegen die Ernennung zur Heldenstadt. Sie kam erst durch eine persoenliche Intervention zustande: Junaks Sohn behauptete, dass sein Vater Tula durch einen persoenlichen Telefonanruf an Leonid Breznev zur Heldenstadt gemacht habe. (36) Fundierter ist die Aussage des ehemaligen Vorstehers des KGB in Tula und Mitglieds des Bueros des obkom, Pavel Potechin, dass Junak eine enge Beziehung zu Jurij Andropov gehabt habe und diesen im Herbst 1976 anrief, als er von Widerstaenden innerhalb des Politbueros erfuhr. Andropov habe die Sache in die Hand genommen, ?und ploetzlich waren alle Unterschriften im Politbuero [fuer die Ernennung Tulas zur Heldenstadt] zusammen.? (37) Die Episode unterstreicht, wie stark auch formale und institutionalisierte Auswahlprozesse in der Breznev-AEra von persoenlichen Netzwerken und der ?Stabilitaet der Kader? abhingen, die so viel zur abnehmenden Dynamik des sowjetischen Systems beitrugen. (38)
Die Verleihung
Die Verleihungszeremonie in Tula war ein Grossanlass, dessen Inszenierung sich ueber mehrere Wochen erstreckte. Die Ernennung zur Heldenstadt schaffte es auf die Frontseite der Pravda, und der Ausruf ?Heldenstadt Tula!? ersetzte in der Regionalzeitung Kommunar am 8. Dezember 1976 die sonst ?Proletarier aller Laender, vereinigt euch!? lautende Kopfzeile. (39) Die beiden ersten Seiten waren ganz dem grossen Ereignis gewidmet, und auch in den folgenden Tagen dominierten die Feiern die Schlagzeilen. Berichtet wurde ueber die zahlreichen feierlichen Parteiversammlungen in Betrieben und Schulen. Auf ihnen haetten ?heisse Worte der Dankbarkeit an die Kommunistische Partei? erklungen. Zudem wurde unterstrichen, Tula werde sich der Ehre als ?wuerdig? erweisen:
?Als Antwort auf die hohe Auszeichnung sind die Werktaetigen Tulas bereit, alle Kraefte auf die Erfuellung und Uebererfuellung der Aufgaben dieses Jahres und des Fuenfjahresplans im Ganzen zu verwenden, auf die unentwegte Erhoehung der Effizienz, Qualitaet und Organisation von Produktion und Arbeitsdisziplin.? (40)
Auch hier nimmt die Verknuepfung von Kriegsgedenken, historischer Kontinuitaet und Arbeit einen zentralen Platz ein im offiziellen Diskurs. Zahllose Arbeitskollektive verpflichteten sich, ihr Plansoll ueberzuerfuellen und so an die Arbeitshelden der Stachanov-Bewegung der Dreissiger Jahre anzuknuepfen. Aus Anlass der Verleihung und des baldigen 60. Jubilaeums der Oktoberrevolution erfuellten mehr als 2000 Betriebe und ueber 60'000 Arbeitende den Plan fuer zwei Jahre bereits am 7.11.1977. (41) Zudem gab das obkom der Partei die Devise heraus, Tula solle, um sich ihres Heldenstadt-Status wuerdig zu erweisen, zu einer ?Stadt von hoher Produktionseffizienz, vorbildlicher Kultur und vorbildlichem Alltagsleben? werden. (42)
Der Hoehepunkt der Feiern folgte Mitte Januar, als Leonid Breznev persoenlich nach Tula kam, um der Stadt den ?Goldenen Stern? ans Banner zu heften. Die Bedeutung dieses hohen Besuchs fuer Tula war zentral: Von allen sowjetischen Fuehrern hatte ausser Breznev einzig Nikita Chrustschchoev der Stadt je einen Besuch abgestattet. (43) Auch unionsweit erhielt der Besuch viel Beachtung: Vom 18. bis 20. Januar dominierte er die Schlagzeilen der Pravda, und die Rede Breznevs vom 18. Januar vor der Festversammlung fuellte die ersten zwei Seiten der Zeitung. (44)
Neben Breznev und den lokalen Parteigroessen hatte auch die Jugend einen prominenten Auftritt am Anlass. Zu den Klaengen des Orchesters traten Komsomolzen, Pioniere und junge Soldaten im Theatersaal auf und dankten der Partei und dem ganzen Volk, dass sie in Frieden aufwachsen durften. ?Aber niemand und nichts ist vergessen!? betonten sie. ?Wir bereiten uns auf das Leben vor, auf die Arbeit und die Wissenschaft, wir bereiten uns darauf vor, die ruhmreichen Helden abzuloesen?. (45) Durch diesen Gedenkanlass wurde das Erbe der Kriegshelden einmal mehr als Verpflichtung fuer die Nachkriegsgeneration artikuliert. Aspekte der Kriegserfahrung in Tula wie Panik oder Pluenderungen wurden vollstaendig tabuisiert.
Zeitzeugen erinnern sich trotzdem primaer an den Stolz, den sie ueber Breznevs Besuch in der ?Heldenstadt? fuehlten. Sie erinnern sich aber auch an die eisige Kaelte an jenem Tag, an die Menschenmassen, die auf Geheiss der Partei und der Betriebe die Strassen der Innenstadt saeumten und an die Unmoeglichkeit, an jenem Tag mit dem oeffentlichen Verkehr nach Hause zu kommen. (46) Die Buchhalterin Gavlina Pavlenko erinnert sich in einem Zeitungsartikel primaer daran, dass waehrend des Besuchs des Generalsekretaers fuer kurze Zeit ploetzlich Wurst und Orangen in den Laeden verfuegbar gewesen seien, (47) eine absolute Ausnahme in einer Region, die ihre grosse landwirtschaftliche und industrielle Produktion praktisch vollstaendig nach Moskau ausfuehrte. (48)
Im Vergleich zur Rede Ustinovs zehn Jahre zuvor faellt der geaenderte Tonfall Breznevs auf. Er forderte und lobte nicht nur, sondern machte auch klare Versprechen. So sprach er erstaunlich selbstkritisch die Wohnungsnot in Tula an:
?Ihr sagt: Es braucht mehr Wohnungen, mehr Einrichtungen fuer Kinder, mehr Waren in den Laeden. Ihr habt Recht. Bei uns uebertrifft die Nachfrage unsere Moeglichkeiten. Aber wir bleiben ja nicht auf der Stelle stehen, sondern gehen vorwaerts. [...]. Wenn im achten Fuenfjahresplan fuer die Entwicklung Tulas 474 Millionen Rubel ausgegeben wurden, so waren es im neunten 718 Millionen, und fuer den zehnten planen wir schon 903 Millionen Rubel. Aber wieso applaudieren Sie denn nicht? (Applaus, Belebung im Saal)? (49)
Dass Breznev die anwesenden lokalen Parteifunktionaere speziell zum Applaudieren auffordern musste, zeugt von einer mit dem neuen Status verbundenen Anspruchshaltung. Die mit der symbolischen Privilegierung einhergehenden Vorteile bei der Verteilung zentraler Geldmittel fuer die Stadtentwicklung fuehrten aber auch zu Widerspruechen. Der Generalplan der Stadt sah ein Bevoelkerungswachstum von 500'000 auf 750'000 Personen bis ins Jahr 2000 vor. Dies haette den Bau von zusaetzlichen 6,5 Millionen Quadratmetern Wohnraum noetig gemacht ? bei einem Gesamtbestand von 7 Millionen Quadratmeter im Jahr 1975. (50) Um unter diesen Umstaenden die von einer Heldenstadt erwartete Vorbildfunktion zu erfuellen, schrieb etwa der Architekt V.N. Savchenko, fehle vor Ort schlicht das Fachwissen. (51)
Im Angesicht dieser Herausforderungen bedeuteten die Versprechen Breznevs nicht jenen Meilenstein, den sich viele von der Ernennung Tulas zur Heldenstadt erhofft hatten. Die Lokalhistorikerin Irina Paramonova interpretiert die vorherrschende Stimmung so: ?Die Tuljaken sind sehr stolze Leute mit einem stark entwickelten Gefuehl fuer ihre eigene Wuerde. Deshalb war die Reaktion auf die Erhoehung der Budgetmittel vollstaendig gerechtfertigt. Man sah diese als Tula geschuldet an.? (52) Dieser Lokalstolz leitete sich wesentlich aus der Vergangenheit ab, was Paramonova etwa mit einem Vergleich mit der Nachbarstadt Kaluga illustriert: Kaluga habe die Nationalsozialisten mit Brot und Salz begruesst, waehrend Tula gekaempft habe. Der Kommentar zeigt, wie sehr die Lokalbevoelkerung den sowjetischen Heldenstadt-Diskurs verinnerlicht hat.
Schlussfolgerungen
Am Beispiel Tula laesst sich die wichtige und komplexe Rolle von Heldenfiguren und Heldenstaedten waehrend der Breznev-AEra fuer die lokale Identitaet und als Vorlage fuer gewuenschte persoenliche Eigenschaften eines idealisierten Sowjetbuergers erahnen. Als Element einer Umarmungsstrategie war der Heldenkult somit recht erfolgreich. Die Ernennung zur Heldenstadt bedeutete eine privilegierte Stellung auf der symbolischen Ebene und eine Ehre, deren Bedeutung nicht zu unterschaetzen ist. Mit ihr war eine oeffentliche Anerkennung der grossen Opfer des Zweiten Weltkrieges verbunden und somit eine gewisse Kompensation fuer die vielen Tabus der offiziellen Kriegsgeschichte.
Praktisch alle befragten Zeitzeugen gaben an, die Ernennung der Heldenstadt habe sie stolz gemacht, an ihrem Alltagsleben aber wenig geaendert. Fuer die Nomenklatur der Partei bedeutete der neue Status mehr Prestige.
Die Auszeichnung bedeutete aber keine Gleichheit mit den grossen Zentren Moskau und Leningrad: Gerade der Vergleich mit Moskau in Bezug auf die Versorgung mit Alltagsguetern fuehrte den Tuljaken ihren inferioren Status vor Augen und sorgt bis heute fuer einen Minderwertigkeitskomplex.
Gerade die Verbindung des Kriegsgedenkens mit Leistung und oekonomischen Privilegien fuehrte auch zur Entwicklung einer lokalen Anspruchshaltung, der die zunehmend stagnierende Planwirtschaft nicht gerecht werden konnte. ?Leider wurden die Hoffnungen der Tuljaken auf zusaetzlichen Wohlstand [im Zusammenhang mit der Ernennung zur Heldenstadt] nicht erfuellt. Mit der Auszeichnung als ?Heldin? ging in Tula der heldenhafte Kampf gegen den Lebensmittelmangel weiter?. (53) Die Versorgungsprobleme verstaerkten sich, je mehr die Dynamik des wirtschaftlichen Systems abnahm. Diese Probleme in Tula stehen fuer die Grenzen der sowjetischen Planwirtschaft, die auch in Zeiten eines grossen Wirtschaftswachstums durch die Konzentration auf die Schwerindustrie die Grundbeduerfnisse der Bevoelkerung nur mangelhaft erfuellte. Die Folgen der wirtschaftlichen Entwicklung ? Bevoelkerungszunahme und Knappheit an Wohnraum ? verschlimmerten die Probleme sogar noch.
Die Ernennung zur Heldenstadt aenderte nichts an der autoritaer-zentralistischen Grundstruktur des sowjetischen Systems. Dessen Helden kamen zwar in den Genuss von Privilegien, verfuegten aber nur ueber sehr beschraenkte Moeglichkeiten, um Mittel auf der Stadtebene selbst einzusetzen. Sie blieben vom Zentrum abhaengig. Da die eigene Leistung kaum etwas an den lokalen Bedingungen aenderte, verpuffte letztendlich auch die mit dem Kriegsgedenken einhergehende Mobilisierung der Nachkriegsgeneration zu wirtschaftlichen Hoechstleistungen.
Anmerkungen
1. Jurij Aparin, Na Tul'skom Napravlenii, STSCHchoekino 2011, S. 62f.
2. Centr Novejstschej Istorii Tul?skoj Oblasti (CNITO): F. P-177, op. 72, d. 96, s. 13.
3. A.I. Blatov (Hg.), Vydajustschchijsja Podvig Zastschchitnikov Tuly. Prebyvanie General?nogo Sekretarja CK KPSS Tovaristschcha Brezneva v Gorode-Geroe Tule na Torzestvach, Posvjastschchennych Vrucheniju Gorodu Medali ?Zolotaja Zvezda?, 17-19 Janvarja 1977 Goda, Moskva 1977, S. 14.
4. Edwin Bacon fuehrt etwa die Vervierfachung der Hochschulabsolventen an. Edwin Bacon, ?Reconsidering Brezhnev?, in: ders./Mark Sandle (Hg.), Brezhnev Reconsidered, Basingstoke/Hants 2002, S. 1-21, S. 17. Zu den Verbesserungen im Wohnungswesen, siehe: Richard French, Plans, Pragmatism and People. The Legacy of Soviet Planning for Today?s Cities, Pittsburgh 1995. Schliesslich analysiert Vladimir Shlapentokh unter anderem das Scheitern der Kosygin-Reformen, die zu einer Dynamisierung der Wirtschaft fuehren sollten: Vladimir Shlapentokh, A Normal Totalitarian Society. How the Soviet Union Functioned and How it Collapsed, New York 2001, S. 177.
5. In meinem Verstaendnis von Diskurs und Diskursanalyse stuetze ich mich auf die Arbeiten von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe. Dabei wird Dislokation vereinfacht als eine Erschuetterung der diskursiven Grundlagen und Hegemonie als Versuch der Rekonsolidierung einer Weltanschauung verstanden. Ernesto Laclau/Chantal Mouffe, Hegemony and Socialist Strategy. Towards a Radical Democratic Politics. London/New York 2001.
6. James Millar hat dieses oekonomische Arrangement als ?Little Deal? beschrieben. James Millar, ?The Little Deal. Brezhnev?s Contribution to Acquisitive Socialism?, in: Slavic Review 44 (1985), Nr. 4, S. 694-706.
7. Denis Kozlov, ?The Historical Turn in Late Soviet Culture. Retrospectivism, Factography, Doubt, 1953-91?, in: Kritika 2 (2001), Nr. 3, S. 577-600, S. 578.
8. Catriona Kelly, ?The Retreat from Dogmatism. Populism under Khrushchev and Brezhnev?, in: dies./David Shepherd (Hg.), Russian Cultural Studies. An Introduction, London 1998, S. 249-273; Dietrich Neutatz, ?Identifikation und Sinnstiftung. Integrative Elemente in der Sowjetunion?, In: Osteuropa 57 (2007), Nr. 12, S. 49-63, S. 49
9. Zum Beispiel: Bonwetsch, B., 2000. ??Ich habe an einem voellig anderen Krieg teilgenommen?. Die Erinnerung an den ?Grossen Vaterlaendischen Krieg? in der Sowjetunion?, in: Helmut Berding/Klaus Heller/Winfried Speitkamp (Hg.), Krieg und Erinnerung. Fallstudien zum 19. und 20. Jahrhundert, Goettingen 2002, S. 145-168; Lev Gudkov, ?Pobeda v Vojne. K Sociologii Odnogo Nacional?nogo Simvola?, in: ders., Negativnaja Identichnost?. Stat?i 1997-2002 Godov, Moskva 2004, S. 20-58.
10. Lars Karl, Der ?Tag des Sieges? in der Sowjetunion. Inszenierung eines politischen Mythos. MA-Arbeit. Eberhard Karls Universitaet Tuebingen 1999, S. 33.
11. Joerg Ganzenmueller, ?Die siegreiche Rote Armee und ihre Fuehrung. Konkurrierende Geschichtsbilder von den ?Vaetern des Sieges??, in: Beate Fieseler/ders. (Hg.), Kriegsbilder. Mediale Repraesentationen des ?Grossen Vaterlaendischen Krieges?, Essen 2010, S. 13-27, S. 24.
12. Amir Weiner, Making Sense of War. The Second World War and the Fate of the Bolshevik Revolution, Princeton 2001, S. 9.
13. Juri Levada zufolge praegten die Breznev-Jahre diese fuenfte sowjetische Generation, die zwischen 1944 und 1960 geboren wurde, massgeblich. Juri Levada, ?Rupture de G?n?rations?, in: The Tocqueville Review 23 (2002), Nr. 2, S. 15-35, S. 24.
14. Siehe dazu: David Ruffley, Children of Victory. Young Specialists and the Evolution of Soviet Society. Westport/London 2003; Donald Raleigh, Russia?s Sputnik Generation. Soviet Baby Boomers Talk about their Lives, Bloomington 2006.
15. Jan Assmann, ?Kollektives Gedaechtnis und kulturelle Identitaet?, in: ders./Tonio Hoelscher (Hg.), Kultur und Gedaechtnis, Frankfurt a.M. 1988, S. 9-19, S. 10f.; Aleida Assmann, Erinnerungsraeume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedaechtnisses, Muenchen 1999, S. 15.
16. Leonid Brezhnev, The Great Victory of the Soviet People, Moscow 1965, S. 52.
17. Karen Collias, ?Making Soviet Citizens. Patriotic and Internationalist Education in the Formation of a Soviet State Identity?, in: Henry Huttenbach (Hg.), Soviet Nationality Policies. Ruling Ethnic Groups in the USSR, London 1990, S. 73-93, S. 77.
18. Siehe dazu: Carmen Scheide, Erinnerungsprozesse und Erinnerungskulturen an den Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion, 1941-1991, Unveroeffentlichte Habilitationsschrift, 2010, S. 17; Lisa Kirschenbaum, The Legacy of the Siege of Leningrad, 1941-1995. Myth, Memories, and Monuments, Cambridge 2006.
19. Erwin Oberlaender, Sowjetpatriotismus und Geschichte. Dokumentation, Koeln 1967, S. 9ff.
20. Kolesnikov/Rozkov, Ordena i Medali SSSR, Moskva 1974, S. 27, 30, 38. Die maennliche Form fuer die Helden ist nicht zufaellig: Gerade 91 Frauen wurden zu ?Heldinnen der Sowjetunion? ernannt.
21. Allerdings schaffte Stalin diese Privilegien 1947 ab ? gemaess staatlicher Propaganda auf eigenen Wunsch der Traeger. Erst 20 Jahre spaeter, am 6. September 1967, fuehrte das Praesidium des Obersten Sowjets die Verguenstigungen wieder ein. Die Wiedereinfuehrung reflektierte einerseits die verbesserte wirtschaftliche Lage der Sowjetunion, aber auch die Strategie der neuen Fuehrung, sich gerade auch die Kriegsveteranen durch Privilegien als loyale Unterstuetzer zu erhalten.
22. Sabine Arnold, Stalingrad im sowjetischen Gedaechtnis. Kriegserinnerung und Geschichtsbild im totalitaeren Staat, Dortmund 1998, S. 326.
23. Katerina Clark, The Soviet Novel. History as Ritual, Chicago/London 1981, S. 49.
24. Siehe dazu: Klaus von See, ?Held und Kollektiv?, in: Zeitschrift fuer deutsches Altertum und deutsche Literatur 122 (1993), Nr. 1, S. 1-35, S. 27; Jan Philipp Reemtsma, ?Der Held, das Ich und das Wir?, in: Eurozine, 2009, S. 1-19 S. 3, <http://www.eurozine.com/articles/2009-09-08-reemtsma-de.html> (20.11.2012).
25. Hans Guenther, Der sozialistische UEbermensch. M. Gor?kij und der sowjetische Heldenmythos, Stuttgart 1993, S. 180f.
26. Silke Satjukow/Rainer Gries, ?Zur Konstruktion des ?sozialistischen Helden?. Geschichte und Bedeutung?, in: dies. (Hg.), Sozialistische Helden. Eine Kulturgeschichte von Propagandafiguren in Osteuropa und der DDR, Berlin 2002, S. 15-34, S. 21.
27. Iosif Stalin, ?Prikaz Narodnogo Komissara Oborony SSSR 7 Nojabrja 1942 Goda No 345?, in: ders., Sochinenija ? Tom 15, Moskva 1997, S. 129-131, S. 130.
28. Viktor Finogenov (Hg.), Tula ? Gorod Ordenonosnyj, Tula 1967, S. 10, 21f.
29. Vladislav Zubok, A Failed Empire. The Soviet Union in the Cold War from Stalin to Gorbachev, Chapel Hill 2007, S. 205.
30. Vasilij Malinichev, Na Puti k Krachu, Tula 2004, S. 263, 310. Wie direkt die zusaetzlichen Investitionen mit der Ehrung zusammenhingen, laesst sich den vorliegenden Dokumenten nicht entnehmen. Das zeitliche Aufeinandertreffen ist aber aufgenfaellig.
31. A.I. Blatov (Hg.), Vydajustschchijsja Podvig, S. 13
32. Gosudarstvennyj Archiv Tul?skoj Oblasti (GATO): F. R-2640, op. 12, d. 587, s. 1 (1970); CNITO, F. P-177, op. 55, d. 110, s. 52-58, 73-75 (1970); F. P-177, op. 69, d. 84, s. 1-6 (1975), F. P-177, op. 72, d. 96, s. 1-15 (1976).
33. Vasilij Malinichev, V Romanticheskom Tumane, Tula 2007, S. 34.
34. A.I. Blatov (Hg.), Vydajustschchijsja Podvig, S. 20.
35. CNITO, F. P-177, op. 72, d. 96, s. 6f.
36. Elena Rjabikova, ?Gensek i Tula?, in: Sloboda, 29. November ? 6. Dezember 2006, S. 16
37. Anna Afanas'eva, ?Tula Stala Gorodom-Geroem Blagodarja Junaku?, in: Moja Sloboda Tula, 19.3.2008. <http://www.tula.rodgor.ru/gazeta/693/persona/4085> (21.11.2012).
38. Junak galt als Schuetzling Breznevs, da sich beide Maenner noch aus Dnepropetrovsker Zeiten kannten. Bereits vor seiner Machtuebernahme gelang es Breznev, seine Vertrauten ins Zentralkomitee der KP zu befoerdern, darunter 1961 auch Junak. Die Kaderpolitik Breznevs war ein wichtiger Grund fuer den erfolgreichen Coup gegen Chrustschchoev. (Ilya Zemtsov, Chernenko, the Last Bolshevik. The Soviet Union on the Eve of Perestroika, New Brunswick/Oxford 1989, S. 63ff.)
39. Kommunar, 8.12.1976, S. 1.
40. Kommunar, 10.12.1976, S. 1.
41. CNITO, F. P-177, op. 77, d. 82, S. 143.
42. CNITO, F. P-177, op. 77, d. 185, S. 1. Aus Anlass der Verleihung des Heldenstadt-Status an andere Staedte wurden praktisch identische Formulierungen verwendet.
43. Valerij Maslov, ?Ozivlenie v Zale?, in: Tul'skij Kur'er 2 (2001), Nr. 191, S. 10.
44. Pravda, 19.1.1976, S. 1f.
45. A.I. Blatov (Hg.), Vydajustschchijsja Podvig, S. 53.
46. Sergej STSCHcheglov, Interview durch den Autor, 16.5.2012, Tula.
47. Gavlina Pavlenko, ?Breznev Privez v Tulu Apel?siny i Kol?basu?, in: Tul'skij Kur'er 5 (2002), Nr. 194, S. 10.
48. Vasilij Malinichev, Na Puti k Krachu, S. 313.
49. A.I. Blatov (Hg.), Vydajustschchijsja Podvig, S. 21f.
50. V.N. Savchenko, Gorod-Geroj Tula, Moskva 1979, 104f., 169.
51. Ibid., 186f.
52. Irina Paramonova, E-Mail-Korrespondenz mit dem Autor, 12.10.2012.
53. Valerij Maslov, ?Ozivlenie v Zale?, S. 10.
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