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Archive - Buergerkrieg ? zur Konstruktion eines Gruendungsmythos im fruehen Sowjetrussland - Comments

Heiko Haumann - 29.03.2004 14:19
Ich finde Euren Ansatz ausserordentlich spannend, und ich
stimme auch mit den Grundthesen ueberein. Damit kann man gut arbeiten,
und ich denke, dass die Analyse des Buergerkrieges als Gruendungsmythos
unter Einbezug der Prozesse ?von unten? sowie die Untersuchung des
Sowjetpatriotismus vieles erklaert. Ich habe nur ein paar Bemerkungen:

1) Zu Deinem Papier: In meinen eigenen UEberlegungen zur Erinnerung bin
ich mir noch nicht im Klaren darueber, wie denn ?kollektive Erinnerung?
genauer gefasst werden kann. Wer ist das Kollektiv? Wo ist der Sitz der
Erinnerung? Wie sieht das Verhaeltnis zwischen kollektiver und
individueller Erinnerung aus? Was waere ? in Deinem Fall ? das
Ural-Spezifische daran? Wirst Du auf diese Probleme auch eingehen?

Nachfragen moechte ich zu den Festen nach 1917. Nach meinem Eindruck
waren die Revolutionsfeste in Moskau und Petrograd zumindest 1918,
vielleicht auch noch 1919 wesentlich weniger reglementiert als
diejenigen spaeter, vor allem dann im Stalinismus. Von Berichten und
Fotos her scheint es mir, als sei noch viel spontan und
undiszipliniert. War das im Ural anders, oder taeusche ich mich
ueberhaupt?

Carmen Scheide - 20.03.2004 14:14
Basel
14. Maerz 2004

Die Texte von Igor Narskij und Olga Nikonova verweisen auf ein bislang zu wenig untersuchtes Gebiet der frьhen sowjetischen Geschichte: Die Bedeutung des Buergerkrieges fuer alle Bereiche des Lebens, also sowohl die Politik als auch das Alltagsleben. Igor Narskij zeigt sehr gut auf, wie praegend der Buergerkrieg als Erfahrung von Leid, Verlust und Grauen fuer die fast alle Menschen war und wie die Erinnerung daran fuer die Ziele der neuen Machthaber instrumentalisiert wurde. Die Erinnerung an den Buergerkrieg in Form von festen und Propaganda bot den Menschen Deutungsmuster fьr eine Alltagserfahrung, zudem griff die Form der Erinnerung auf traditionelle Ahnenkulte zurueck.

Mich wuerde es interessieren, ob man den Prozess genauer erfassen kann, wie die staatlichen Deutungsmuster in den Alltag eindrangen, in welchen Lebenssituationen Individuen die propagierten Sichtweisen uebernahmen. Welche Rolle spielte die Kirche bei der Durchfuehrung der Feste, wurde sie im Ural zunaechst bewusst mit einbezogen?

In bezug auf beide Beitraege interessiert mich der Ursprung der ?Gruendungsmythen?: gab es literarische oder historische Vorbilder dafuer?
Wenn man davon ausgeht, dass sie bei den Menschen Anklang fanden, moechte ich wieder fragen, wie sich das erklaeren laesst. Gab es Bezuege zu kollektiven Wert- und Normvorstellungen?
Allgemein interessiert mich die Frage nach der Schnittstelle zwischen der Mikro- und Makroebene, also zwischen Strukturen und Lebensweisen.


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