Search | Write us | FAQ
RU | no-pyccku International internet-seminar about russian and east-european history
Welcome! About the project Coordinators of the project Current project Publications Links Archive Feedback
SUSU South Ural State University
UNI BASELUNI
BASEL
Chelyabinsk State University Chelyabinsk State University

Archive

Osteuropa und Osteuropaeische Geschichte. Konstruktionen ? Geschichtsbilder ? Aufgaben

20.10.2004, 07:42

Osteuropa und Osteuropaeische Geschichte. Konstruktionen ? Geschichtsbilder ? Aufgaben

Carsten Goehrke und Heiko Haumann

?Osteuropa ist tot!? So hiess es in einer Diskussion, die innerhalb des Faches Osteuropaeische Geschichte in Deutschland 1998/99 gefuehrt wurde. Mit dem Zusammenbruch des kommunistischen Herrschaftssystems sei auch die begriffliche Einheit fuer einen Raum verschwunden, in dem sich ?das Andere? gegenueber dem Westen symbolisiert habe. Zugleich habe sich eine theoretisch-methodische ?Rueckstaendigkeit? des Faches Osteuropaeische Geschichte innerhalb der geschichtswissenschaftlichen Diskussionen herausgeschaelt. Folgerichtig plaedierten die Anhaenger dieser Thesen fuer eine Abschaffung des Faches und fuer dessen Integration in die ?Allgemeine Geschichte?, bei gleichzeitiger Spezialisierung auf einzelne Laender oder Teilregionen. Dabei stiessen sie allerdings auf entschiedenen Widerspruch (1).

Inzwischen hat sich die Aufregung wieder gelegt und ist einer nuechternen Betrachtungsweise gewichen (2). Unbestritten ist, dass der Begriff ?Osteuropa? konstruiert und zu unterschiedlichen Zeiten je nach herrschendem Geschichtsbild anders verstanden wurde (3). Der Osten, das war urspruenglich der Orient, also Ostrom, das Byzantinische Reich, spaeter das Osmanische Reich. Russland, die baltischen Laender, auch Polen-Litauen galten bis in das 18. Jahrhundert als ?Nordeuropa?. Erst dann, als sich allmaehlich die Machtverhaeltnisse in diesem Raum zugunsten Russlands verschoben und das Interesse an jenen fremden Gebieten zunahm, wurde ?Osteuropa? im heutigen Sinn ?erfunden?. Der Begriff, der sich in der ersten Haelfte des 19. Jahrhunderts durchsetzte, bezog sich dabei zunaechst in erster Linie auf Russland, zumal das Koenigreich Polen-Litauen mit den verschiedenen Teilungen zwischen 1772 und 1815 von der politischen Landkarte verschwand. Daneben weitete sich das Verstaendnis in wachsendem Masse auf den gesamten Raum von Polen ueber Boehmen und Ungarn bis zum ?Balkan? aus (4). Diese Sichtweise ist also, anders als in der eingangs erwaehnten Diskussion behauptet, keine Folge des ?Eisernen Vorhanges? nach 1945, wohl aber vom Westen her gepraegt. Je mehr sich die westlichen Staaten seit dem 18. Jahrhundert als ?Europa? und Zentrum der Zivilisation definierten, desto staerker musste ?der Osten? als das rueckstaendige, ?andere Europa? erscheinen (5).

Entsprechend hat jene Sichtweise auch die wissenschaftliche Beschaeftigung mit ?dem Osten? bestimmt. Das laesst sich bereits an den ersten wissenschaftlichen Werken zu Osteuropa im 18. Jahrhundert beobachten. Die Einrichtung der universitaeren Lehrstuehle fuer Osteuropaeische Geschichte folgte in zahlreichen Faellen einer politischen Absicht. Nicht zufaellig wurde das Fach einmal als ?akademische Hilfswissenschaft der Aussenpolitik? bezeichnet (6). Das 1902 gegruendete Seminar in Berlin sollte dazu dienen, mehr ueber die Grossmacht im Osten, das Zarenreich, zu erfahren. Mit Hilfe des 1907 eroeffneten Seminars in Wien war beabsichtigt, die Kenntnisse ueber die eher unbekannten Gebiete des Habsburgerreiches und Osteuropas insgesamt zu erweitern ? sieht man einmal davon ab, dass eine Institution fuer eine neu erworbene russische Bibliothek benoetigt wurde. Diese Tendenz setzte sich fort. In der Bundesrepublik Deutschland nach 1945 stand hinter vielen Gruendungen das Ziel, den ?kommunistischen Machtbereich? zu erforschen (7). Dass sich immer wieder Historikerinnen und Historiker von derartigen Erkenntnisinteressen befreien konnten, steht auf einem anderen Blatt.

Diese eng mit politisch-kulturellen Bedingungen verbundene Wahrnehmung des Verhaeltnisses zwischen Ost und West hat sich keineswegs geradlinig entfaltet, aber, verschaerft durch den ?Kalten Krieg?, bis in die juengste Zeit erhalten. Das herrschende Verstaendnis von ?Europa? war westeuropaeisch ? oft unter Einschluss Nordamerikas ? zentriert. Dahinter verbarg sich die Ideologie des ?christlichen Abendlandes? (8). Wer vom ?Eurozentrismus? sprach, bezog sich damit in der Regel auf Westeuropa (9). Jenes Gefuehl der Ueberlegenheit ?westlicher Zivilisation? gegenueber ?dem Osten? hat sich nach der Aufloesung des kommunistischen ?Blocks? und mit dem strategisch-oekonomischen Interesse, den Staatenguertel von den baltischen Laendern bis Bulgarien in ?den Westen? zu integrieren, gegen Russland (10)und gegen die Tuerkei gerichtet. Beide Staaten seien kulturell, politisch und wirtschaftlich nicht in das ?europaeische Modell? integrierbar. Selbst bedeutende Historiker haben, geleitet von ihrem Verstaendnis einer Modernisierungstheorie, diese Argumentation gestuetzt (11). Der fruehere Orient-Begriff feiert, erweitert auf Russland, eine Wiederauferstehung.

In Osteuropa selbst hat die Auseinandersetzung mit den Vorstellungen im ?Westen? immer wieder zu heftigen Debatten ueber einen eigenen Weg oder die Orientierung an westlichen Vorbildern angeregt. Eine extreme Variante ist etwa die Konzeption des ?Eurasismus? in Russland. Hier wird an Ideen russischer Emigranten nach 1917 angeknuepft, die einen eigenstaendigen Kulturtyp Russlands zwischen Europa und Asien begruendet hatten, um die Ursachen der Revolution zu analysieren und eine zukuenftige Gesellschaftsverfassung zu entwerfen. Derzeit dient die Konstruktion eher als nationalistische Krisenideologie, um Europa und Asien gegen die USA zu vereinen oder ein Buendnis zwischen christlichen und islamischen Voelkern gegen saekularisierte ?westliche? Tendenzen zu schmieden (12). Sollten wir deshalb am besten tatsaechlich vom Begriff ?Osteuropa? Abstand nehmen? Eine gemeinsame ?osteuropaeische Identitaet? hat sich offenbar in der Bevoelkerung nicht verankert, gerade auch nicht waehrend der kommunistischen Periode. Viele Bewohner der Gebiete ausserhalb Russlands sehen sich nicht als ?Osteuropaeer?, sondern wollen ein Teil ?Mitteleuropas? (13) oder zumindest ?Ostmitteleuropas? sein (14); im Sueden wird die Zugehoerigkeit zu ?Suedosteuropa? betont, das viele dem mit Barbarei und Gewalttaetigkeit assoziierten Begriff ?Balkan? vorziehen (15). Entsprechend wird auch von ?Nordosteuropa? gesprochen (16). Konstruktionen sind dies allerdings ebenso. An sich laesst sich, ganz banal, nicht davon absehen, dass es irgendwo ein Westen und ein Osten Europas geben muss. Entscheidend ist dabei, wo der Betrachter geographisch und kulturell steht, von welchem Standpunkt aus die Himmelsrichtungen definiert werden (17). Laesst sich nach den Diskussionen der letzten Jahre eine Gemeinsamkeit ?Osteuropas? feststellen, ohne dass dies regionale Untereinheiten ausschliesst? (18)

Eine deutliche geographische Abgrenzung ist nicht sichtbar (19). Bestenfalls koennten wir einige ?natuerliche? Anzeichen finden. Um ein willkuerlich gewaehltes Beispiel herauszugreifen: Eine Linie von der Elbe suedwaerts bis zum oestlichen und suedlichen Rand der Alpen trennt das Brutgebiet der Raben- und der Nebelkraehen (20). Einen kulturellen Hinweis gibt es etwa im Volksglauben ueber die Vampire: Die blutsaugende Variante der ?lebenden Leichen? taucht urspruenglich nur im osteuropaeischen Raum auf (21). Fassen wir die Forschung der letzten Jahrzehnte zusammen, so sprechen weitere ernsthafte Argumente fuer die Eigenart des Grossraums, die auch darueber hinaus, dass sich eine 200-jaehrige Fachgeschichte nicht einfach abstreifen laesst, fuer die Eigenstaendigkeit der wissenschaftlichen Disziplin ?Osteuropaeische Geschichte? rechtfertigt (22).

Zunaechst einmal ist eine negative Abgrenzung festzustellen. Die Vielfalt der Sprachen ? und damit auch der Voelker ? Osteuropas ist nur verhaeltnismaessig wenigen Spezialisten zugaenglich. Wuerde das eigene Fach aufgegeben, ginge mit hoher Wahrscheinlichkeit eine angemessene Untersuchung jenes Raumes verloren. Die von Nicht-Osteuropahistorikern verfassten Geschichten Europas zeigen anschaulich, wie hier die westeuropaeische gepraegte Sichtweise vorherrscht. Aehnlich wird in der politischen Diskussion haeufig abwertend von den osteuropaeischen ?Reform- und Transformationsstaaten? gesprochen. Diese suchen um die Aufnahme in die Europaeische Union nach, die ihnen auch gnaedigst gewaehrt wird, damit sie den Weg der Zivilisation beschreiten koennen (23). Jener ueberheblichen Denkweise einer ?Osterweiterung? des ?Westens? wird in den oestlichen Laendern vermehrt das Stichwort ?Westerweiterung? entgegen gestellt. Es soll ausdruecken, dass vom ?Osten? durchaus eigenstaendige Impulse in den ?Westen? gehen koennen, wird aber ebenfalls oft politisch instrumentalisiert (24).

Doch es finden sich auch Argumente, die die Geschichtslandschaft ?Osteuropa? staerker inhaltlich begruenden. Der Raum hat eine gemeinsame, in sich differenzierte Geschichte, in unterschiedlich dichten Beziehungen der dortigen Territorien untereinander wie mit westlichen Laendern. Zu denken ist zum Beispiel an das Buendnis des Grossfuerstentums Litauen mit dem Fuerstentum Tver? im 14. Jahrhundert, das die Ausbildung des Moskauer Reiches erheblich beeinflusste, oder an die Konstellation waehrend der ?Zeit der Wirren?, der smuta zu Beginn des 17. Jahrhunderts, als es einen Augenblick so aussah, als koenne zwischen Polen und Russland eine neue, gemeinsame Form der Herrschaftsverfassung ausgehandelt werden. Vollends wurde seit der wachsenden Abgrenzung des Westens vom Osten, trotz vielfaeltiger Verbindungen, die eigenstaendige Entwicklung Osteuropas ?gemacht? und in staendiger Auseinandersetzung mit dem Westen, aber auch dem eigenen ?Osten? ? den islamisch gepraegten Laendern oder Asien ? reflektiert. Uebergangszonen deuten an, dass man nicht von einer Abschottung sprechen kann: So bildete sich eine fuer den konfessionellen Bereich in der Ukraine in Form der Unierten Kirche, die im Ritus der Orthodoxen Kirche, im Glaubensinhalt jedoch der Katholischen folgt.

Festmachen laesst sich die Eigenstaendigkeit etwa an der bedeutenden Rolle von Dorfgemeinden mit ihrer Selbstverwaltung und ihren Wertvorstellungen in vielen osteuropaeischen Laendern, an einem ? trotz regionaler Vielfalt ? hohen Mass aehnlicher Produktionsformen namentlich im Agrarbereich (25), an gemeinsamen Familien- und Gesellschaftsformen (so am erweiterten Familienhaushalt oder an der Besonderheit des ?Buergertums?), an einer von Westeuropa unterschiedenen ? und keineswegs schlechteren ? Stellung der Frau (26), an einer groesseren Toleranz gegenueber Andersglaeubigen, an alternativen Herrschaftsformen (staendisch-?demokratischen? in Polen, Boehmen, Ungarn und Kroatien, autokratischen in Russland), an besonderen Auspraegungen freiheitlicher Ideen und Bewegungen. Dabei haben sich die osteuropaeischen Laender immer als Teil Europas verstanden (27). Angesichts der ?Osterweiterung? der EU waere es angebracht, seitens der Westeuropaeer die Eigenstaendigkeit und Gleichwertigkeit der Geschichte und Kultur Osteuropas anzuerkennen, sich von den Klischees der Rueckstaendigkeit und mangelnden Zivilisiertheit zu loesen (28).

Das gilt auch fuer die Geschichtswissenschaft. Das Fach Osteuropaeische Geschichte wird erst dann ueberfluessig, wenn es fuer Historikerinnen und Historiker von den sprachlichen Voraussetzungen wie von den kulturellen Vor-Einstellungen selbstverstaendlich ist, die Geschichte Russlands, Ungarns oder Serbiens ebenso wie diejenige Englands, Frankreichs oder der Schweiz zu untersuchen.

Die eingangs erwaehnte Diskussion ueber ?Osteuropa? wirkte in der Schweiz als ziemlich ?deutsch?. Manche der dort thematisierten Probleme sind hier nicht aktuell, es schien hin und wieder so, als lebten wir in einer anderen Welt. Auf jeden Fall sind in der Schweiz Alltag und Kultur des Faches Osteuropaeische Geschichte voellig anders erfahrbar. Von einer Krisenstimmung ist nichts zu spueren. Das haengt zunaechst einmal mit der Geschichte der akademischen Osteuropa-Wissenschaften in der Schweiz zusammen. Sie sind nur am Rande vom Kalten Krieg erfasst worden. Vor allem Peter Sagers Ost-Institut in Bern wurde 1958 zu dem Zweck gegruendet, die OEffentlichkeit ueber den Kommunismus und die Gefahren, die aus dem Osten drohten, zu informieren. Auf wissenschaftlicher Ebene entstand an der Universitaet Fribourg 1957 das Osteuropa-Institut, das sich unter Leitung Joseph Bochenskis auf Sowjetphilosophie spezialisierte und in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Sowjetkommunismus internationales Ansehen erlangte. Seit den 1960er Jahren wurden an den meisten Universitaeten auch Seminare fuer Slavistik auf- oder ausgebaut, doch standen dahinter im Rahmen zunehmender politischer und wirtschaftlicher Kontakte mit den Ostblockstaaten weniger ideologische als vielmehr praktische Erwaegungen.

Die Osteuropaeische Geschichte blieb lange unberuecksichtigt, moeglicherweise nicht zuletzt deshalb, weil man befuerchtete, sich damit ?linke Agitatoren? ins Land zu holen. So wurde dieses Fach in Zuerich erst 1971, in Basel ? nach Anfaengen unter Rudolf Baechtold ? gar erst 1991 (als Lehrstuhl fuer Osteuropaeische und Neuere Allgemeine Geschichte) voll etabliert. In St. Gallen hat sich der 1970 eingerichtete Lehrstuhl fuer russische Sprache und Literatur vor einiger Zeit in einen Lehrstuhl fuer Kultur- und Sozialgeschichte Russlands umdefiniert.

Diese Verzoegerungen beim Auf- und Ausbau der Osteuropa-Wissenschaften in der Schweiz haben pragmatische Zielsetzungen gestaerkt. Deshalb gab es nach dem Ende des ?Ostblocks? auch keinen Einbruch. Ein Beispiel liefert das Schicksal der Schweizerischen Osteuropa-Bibliothek (SOB) in Bern. Zunaechst hervorgegangen aus einer von Peter Sager 1948 eingerichteten Dokumentationsstelle, war sie zeitweise ein Anhaengsel zu seinem Ost-Institut und wurde dann 1959 organisatorisch als Stiftung verselbstaendigt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion sollten ihr die staatlichen Subventionen entzogen werden. Dies haette das sichere Ende bedeutet. Dem zielstrebigen Zusammenwirken verschiedenster Persoenlichkeiten des wissenschaftlichen und politischen Lebens ist es zu verdanken, dass die SOB mit ihren reichen Buch- und Zeitschriftenbestaenden ? rund 150'000 Titel ? gerettet werden konnte, sich 1997 organisatorisch und konzeptionell voellig neu zu formieren vermochte und seitdem als autonome Filiale der Stadt- und Universitaetsbibliothek Bern fungiert. Mit dieser Institution steht nunmehr einem breiten, an osteuropaeischen Zeitfragen interessierten Publikum eine Spezialbibliothek zur Verfuegung, die fuer die Geschichte der osteuropaeischen Laender namentlich im 20. Jahrhundert nicht nur die groesste in der Schweiz ist, sondern auch eine ganze Palette an Dienstleistungen anbietet (29).

Nicht durchgesetzt haben sich Ansaetze eines schweizerischen Kompetenzzentrums fuer interdisziplinaere Osteuropa-Studien an der Universitaet Fribourg, das 1997 als ?Interfakultaeres Institut fuer Ost- und Ostmitteleuropa? aus dem alten Osteuropa-Institut hervorgewachsen ist. Hier war zwar die Geschichte nicht vertreten, das Zentrum verfuegte dafuer aber ueber eine Assistenzprofessur fuer Politische Wissenschaft. Trotz seiner Aufloesung 2002 ist immer noch ein beachtliches wissenschaftliches Potential fuer Osteuropa-Studien vorhanden. Die franzoesische Schweiz ist mit vor kurzem neu geschaffenen Professur fuer Geschichte der russischen und slawischen Welt an der Universitaet Genf zu ihrem eigenen Fachgebiet der Osteuropaeischen Geschichte gekommen. Obwohl die Osteuropa-Wissenschaften in der Schweiz von Einschraenkungen und Kuerzungen nicht voellig verschont bleiben, sehen sie sich insgesamt nicht als bedroht (30). Gerade die Osteuropaeische Geschichte hat einen festen Platz in den Geistes- und Kulturwissenschaften.

Das hat moeglicherweise auch mit einem anders gelagerten Selbstverstaendnis als in Deutschland zu tun. Wie in der dortigen Diskussion deutlich geworden ist, hat sich das Fach Osteuropaeische Geschichte hochgradig spezialisiert und atomisiert. Die frueheren Lehrstuhlinhaber waren grossenteils noch in der Lage, weite Teile Osteuropas in Neuzeit wie Mittelalter zu ueberblicken, ohne dabei die gesamteuropaeischen Bezuege zu vergessen. Heute beschaeftigen sich die Fachvertreter vielfach mit der Geschichte eines einzigen Landes, meistens Russland, noch dazu oft beschraenkt auf das spaete 19. und das 20. Jahrhundert. Wenn man aber bedenkt, dass man heutige Probleme in Osteuropa manchmal nur angemessen einschaetzen kann, wenn man sie bis auf ihre mittelalterlichen Wurzeln zurueckverfolgt, dann blendet fuer die Forschung wie fuer die Ausbildung ein auf hundert oder hundertfuenfzig Jahre in der Geschichte eines Landes begrenztes Zeitfenster wesentliche Erkenntnismoeglichkeiten aus. Hinzu kommt, dass Staaten variable, ja vergaengliche Kunstgebilde sind und in Strukturzusammenhaenge ueberstaatlicher Geschichtslandschaften eingebettet erscheinen, die sich erst einer raeumlich wie zeitlich uebergreifenden Analyse erschliessen (31).

Dafuer ein Beispiel: Im Wintersemester 1997/98 ist am Zuercher Lehrstuhl fuer Osteuropaeische Geschichte ein Seminar durchgefuehrt worden, in welchem die Erfolge und die Misserfolge der juengsten politischen und wirtschaftlichen Transformationsversuche in den Staaten des europaeischen Ostens von Albanien bis nach Russland untersucht und erklaert werden sollten. Diese vergleichende Analyse ergab interessante Abstufungen des Transformationserfolges von Westen nach Osten: Sie folgten einerseits der alten Kulturgrenze innerhalb des Habsburgerreiches und andererseits, noch weiter im Osten, der Scheidung des lateinischen vom orthodoxen Europa, die auf das Mittelalter zurueckgehen. Diese Abdachung des Transformationserfolges von Westen nach Osten erklaert sich daher aus historisch gewachsenen uebernationalen Unterschieden der sozialoekonomischen Entwicklung sowie des Verhaeltnisses zwischen Staat und Gesellschaft (32).

Ein weiteres Beispiel und zugleich einen ?klassischen? Fall fuer den interregionalen Vergleich stellen Untersuchungen zur Geschichte und Kultur der Ostjuden dar, die sich nicht auf ein Land beschraenken lassen. Sie bilden einen Schwerpunkt am Basler Lehrstuhl. Ausgangspunkt ist dabei nicht die weitgehende Vernichtung der juedischen Bevoelkerung waehrend der nationalsozialistischen Herrschaft, sondern es wird versucht, die Lebenswelten ?von innen? her zu rekonstruieren. Es geht um Lebensverhaeltnisse, Selbstverstaendnisse, kulturelle Praxen von Ostjuden, um das Verhaeltnis von Autonomie, Selbstorganisation und Fremdbestimmung, um religioese und politische Stroemungen im Judentum infolge der Saekularisierung und die Ausbildung neuer Identitaeten, um den Wandel von Geschlechterrollen, um Stereotypen und die Konfrontation mit antijuedischen ?Bildern?, um Vorgaenge des Erinnerns. Inzwischen sind zahlreiche Publikationen erschienen, die mit innovativen Ansaetzen bislang unbekannte Einblicke in die Lebenswelten einer bedeutenden Bevoelkerungsgruppe in Osteuropa bieten (33). Diese belegt im uebrigen exemplarisch eine vom Westen eigenstaendige Entwicklung im gesamten osteuropaeischen Raum bei gleichzeitiger innerer Differenzierung.

Charakteristisch ist ausserdem, dass in Lehre und Forschung neben Russland ? in Zuerich mit einem Schwerpunkt auf der aelteren, in Basel auf der neueren Geschichte ? weitere Regionen Osteuropas regelmaessig thematisiert werden, namentlich das Baltikum, Polen, Ungarn und Suedosteuropa. Dies hat sich nicht nur in zahlreichen Lizentiatsarbeiten, Dissertationen und sonstigen wissenschaftlichen Publikationen niedergeschlagen, sondern 2002 haben Nachwuchswissenschaftlerinnen und ?wissenschaftler beider Institute ein gemeinsames ?Forum Ostmittel- und Suedosteuropa (FOSE)? gegruendet, um sich ueber die besonderen Probleme jener Gebiete ausserhalb Russlands, die eine historische Ueberlappungszone zwischen Ost und West bilden, auszutauschen (34). Grosse Aufmerksamkeit wird dem Vergleich zwischen verschiedenen Regionen innerhalb Osteuropas, aber auch mit Westeuropa, gewidmet, um das ?Eigene? der jeweiligen Verhaeltnisse herauszuarbeiten und die schematische Uebertragung von Kategorien, die an anderen Gesellschaften gewonnen wurden, zu verhindern.

Daran anknuepfend werden die Beziehungen osteuropaeischer Laender mit Westeuropa, insbesondere mit der Schweiz in den Blick genommen. Der Weg vieler Ostjuden in die Schweiz gehoert selbstverstaendlich zu den Themen, die in Zuerich wie in Basel erforscht wurden (35). In Zuerich wurde ein grosses Projekt zu den Russlandschweizern durchgefuehrt (36), in Basel standen die Verbindungen zwischen Polen und der Schweiz im Mittelpunkt (37). Aehnliches gilt, von beiden Instituten aus, fuer Suedosteuropa (38). Die ?Bilder vom Anderen?, die zugleich Wesentliches ueber die eigenen Anschauungen aussagen, sind wichtige Studienfelder. In Exkursionen und andern Veranstaltungen haben wir den Zug der russischen Truppen unter Suvorov 1799 durch die Alpen verfolgt oder sind den Spuren des polnischen Aufstandsfuehrers von 1794, Tadeusz Kosciuszko, in der Schweiz nachgegangen. So konnten wir die Entstehung von Mythen und die Konstruktion von ?Helden? verfolgen. Dass auch das Leben von Emigranten aus Osteuropa in der Schweiz ? russischer Revolutionaere, Menschen, die spaeter Opfer des Stalinismus wurden, juedischer Fluechtlinge vor der nationalsozialistischen Herrschaft, Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Aufstaenden gegen das kommunistische Regime in Ungarn und Polen, Fluechtlinge aus Suedosteuropa ? untersucht wird, versteht sich beinahe von selbst. Gerade aus der Erschuetterung ueber die gewalthaften Konflikte in Suedosteuropa erwuchsen Forschungsprojekte, die durch die Analyse des Denkens und Handelns von Menschen in verschiedenen Regionen langfristig wirksame Ursachen der heutigen Probleme herausarbeiten wollen. Darueber hinaus bleibt es nicht bei den vielen Einzelstudien, sondern Gesamtdarstellungen sollen die Erfahrungen in den Lebenswelten der Menschen mit strukturellen Entwicklungen verknuepfen, um einem groesseren Kreis von Interessierten Orientierungsmoeglichkeiten zu vermitteln und diese neugierig auf vertiefende Weiterarbeit zu machen.

Die thematischen, aber auch die wissenschaftsorganisatorischen Interessen haben nicht nur dazu gefuehrt, dass zwischen Basel und Zuerich die verschiedenen Vorhaben aufeinander abgestimmt werden, sondern hatten auch eine Vernetzung mit der Slavistik zur Folge, darueber hinaus mit allen Osteuropa-Wissenschaften in der Schweiz (39). Jaehrlich findet ein gemeinsamer ?Osteuropa-Tag? statt, Studientage und Graduiertenkurse werden organisiert. Dass wir in der OEffentlichkeit praesent sind, regelmaessig in den Medien Stellung zu aktuellen Vorgaengen in Osteuropa nehmen, in Ausstellungen und Symposien ueber unsere Forschungen informieren, muss nicht betont werden.

Die Lebendigkeit des Fachs und der Diskussionen, die hier gefuehrt werden, sowie die Breite und Vielfalt der Themen finden bei den Studierenden grossen Anklang. Gewiss hat das damit zu tun, dass die familiaere Herkunft vieler in Osteuropa liegt. Auf ihr Interesse muss das Lehrangebot Ruecksicht nehmen. Offenbar wirkt es aber auch attraktiv, wenn nicht die Spezialisierung im Mittelpunkt steht, sondern immer wieder Lehrveranstaltungen zu uebergreifenden Themen angeboten werden. Jedenfalls haelt die gute Resonanz unter den Studierenden unvermindert an, ja nimmt eher zu (40). Darueber hinaus haben die beiden Lehrstuehle in Zuerich und Basel darauf Wert gelegt, sich nicht zu isolieren und das ?Allgemeine? an den jeweiligen besonderen historischen Prozessen aufzuzeigen (41). Teilweise haben die hier lehrenden Fachvertreter schon sehr frueh an den allgemein-historischen Debatten teilgenommen und theoretisch-methodische Ansaetze erprobt, die anfangs noch Aussenseiter-Positionen darstellten. Zu denken ist etwa an Carsten Goehrkes Studien zur Frauengeschichte Russlands, zum Regionalismus-Problem, zur vergleichenden Stadtgeschichte oder zur Migrationsgeschichte (42), ebenso an Heiko Haumanns Arbeiten zur Alltags-, Lebenswelt- und Regionalgeschichte, zu Stadt-Land-Beziehungen aus der Perspektive der historischen Akteure oder zur Oral History (43). Insofern fand hier von Anfang an ein intensiver Austausch mit den anderen Teildisziplinen des Gesamtfaches Geschichte statt, nicht zuletzt in theoretisch-methodischer Hinsicht. Dies hat sich bis heute fortgesetzt (44).

Studien zur Frauen- und Geschlechtergeschichte, zum Alltag und zu den Lebenswelten der Menschen, zur Historischen Anthropologie, zum Verhaeltnis zwischen Mikro- und Makro-Geschichte oder zu anderen kulturwissenschaftlichen Ansaetzen gehoeren seit langem zur Selbstverstaendlichkeit. Ausdruck dieser intensiven Teilnahme an neueren Forschungsstroemungen ist auch die ?Basler Initiative fuer Gender studies in der Osteuropaforschung? (BIG-O). Indem die Kategorie ?gender? als analytisches Instrumentarium zur Untersuchung von Geschlechterordnungen und ?verhaeltnissen, zur kulturellen Reflexion und gesellschaftlichen Kritik verstanden wird, sollen im interdisziplinaeren und interuniversitaeren Austausch das theoretisch-methodische Konzept weiterentwickelt sowie konkrete Forschungen angeregt und koordiniert werden. Neben der Erstellung einer Liste laufender Projekte und einer Bibliographie werden seit 2001 Graduiertenkurse und Tagungen angeboten. Intensiv wird die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in osteuropaeischen Laendern gesucht und erprobt (45).

Seit dem Ende der kommunistischen Herrschaft in Osteuropa haben sich die Forschungsmoeglichkeiten erheblich verbessert. Zugleich sind die Verhaeltnisse unuebersichtlicher geworden, ganz neue Fragen draengen sich auf. Um sie nicht nur vordergruendig beantworten zu koennen, sie einzuordnen in die historisch-kulturellen Praegungen der Menschen in den verschiedenen Landschaften und Regionen Osteuropas und sie in den gesamteuropaeischen Zusammenhang zu stellen, ist das Fach Osteuropaeische Geschichte notwendiger denn je. Bei aller notwendigen Spezialisierung namentlich in der Forschung soll der Osten Europas staatenuebergreifend, orientiert an kulturhistorischen Regionen und Traditionen im Blick bleiben. Unter vergleichender Perspektive und unter Rueckgriffen weit in die Vergangenheit hinein wird nach seinem Standort innerhalb Europas gefragt, wird versucht, aktuelle Probleme zu verstehen. Hier handelt es sich nicht um eine additive Laendergeschichte, sondern um eine uebergreifende Geschichtsforschung, die spezifische Sprach- und Kulturkompetenzen erfordert. Die Osteuropa-Wissenschaften leiden nicht an einem Legitimationsdefizit, wenngleich sie selbstverstaendlich eine staendige kritische Selbstreflexion noetig haben.

Es geht darum, Werturteile ueber ?fremdartiges? Verhalten oder angebliche Rueckstaendigkeiten in Frage zu stellen, indem die sozialen Verhaeltnisse und kulturellen Praktiken in ihren geschichtlichen Erscheinungsformen ?von innen her? erschlossen werden. Auf diese Weise kann die Erforschung der Geschichte Osteuropas dazu beitragen, gesamteuropaeische Zusammenhaenge zu erkennen und ein Geschichtsbild auszubilden, das die Vorgaenge im ?Osten? in ihrer Eigenart, ohne Ueberlegenheitsgefuehle, wahrnimmt.

Anmerkungen

1. Die Diskussion ist dokumentiert in: Wohin steuert die Osteuropaforschung? Eine Diskussion. Hg. von Stefan Creuzberger u. a. Koeln 2000. Regelmaessig finden sich auch im ?Berliner Osteuropa Info? Beitraege zu diesem Problemkreis. Auf die Begrifflichkeit gehen ebenfalls neue Handbuecher ein: Studienhandbuch Oestliches Europa. Bd. 1. Geschichte Ostmittel- und Suedosteuropas. Hg. von Harald Roth. Koeln usw. 1999, Bd. 2. Geschichte des Russischen Reiches und der Sowjetunion. Hg. von Thomas M. Bohn und Dietmar Neutatz. Koeln usw. 2002; Suedosteuropa. Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur. Ein Handbuch. Hg. von Magarditsch Hatschikjan und Stefan Troebst. Muenchen 1999; Karl Kaser: Suedosteuropaeische Geschichte und Geschichtswissenschaft. 2. Aufl. Wien usw. 2002. Grundlegend: Klaus Zernack: Osteuropa. Eine Einfuehrung in seine Geschichte. Muenchen 1977; Dittmar Dahlmann: Osteuropaeische Geschichte. In: Geschichtswissenschaften. Eine Einfuehrung. Hg. von Christoph Cornelissen. Frankfurt a. M. 2000, S. 206-220; Andreas Kappeler: Osteuropaeische Geschichte. In: Aufriss der Historischen Wissenschaften. Hg. von Michael Maurer. Bd. 2. Raeume. Stuttgart 2001, S. 198-265.
2. Joerg Baberowski bemuehte sich, seine provozierenden Argumente auch in die Schweiz zu tragen: Das Ende Osteuropas und das Fach Osteuropaeische Geschichte. In: Neue Zuercher Zeitung Nr. 265, 13./14.11.1999. In derselben Ausgabe: Stefan Creuzberger, Jutta Unser: Die Osteuropaforschung als Instrument der Politik im kalten Krieg. Zwischen ideologischer Motivation und wissenschaftlichem Erkenntnisinteresse. Im Editorial zu diesem Dossier folgert ?He.?: ?So kommt der Osteuropa-Forschung ihr Gegenstand sukzessive abhanden.? Es stelle sich die Frage, ?ob der Blick auf Osteuropa weiterhin eine gesonderte Disziplin rechtfertigt?. Vgl. dazu Carsten Goehrke, Heiko Haumann: Ist Osteuropa-Wissenschaft noch noetig? In: Die Weltwoche Nr. 21, 25.5.2000. Einige Passagen dieses Beitrages sind hier uebernommen worden. Die ?Neue Zuercher Zeitung? war nicht bereit, unseren Artikel abzudrucken, mit der Begruendung, es bestehe kein Bedarf an einer derart speziellen Diskussion. Wie sehr Baberowski selbst in westeuropaeisch gepraegten Kategorien denkt, wird etwa daran deutlich, dass er in seinem NZZ-Artikel pauschal vom ?Westen? spricht, ein ?westliches? Verstaendnis der ?Moderne? als Massstab nimmt und sich fast ausschliesslich auf Russland und die Sowjetunion bezieht, obwohl es ihm um Osteuropa geht. Noch staerker sichtbar zeigt sich diese Fixierung in seiner bereits in seiner Dissertation angelegten und in einem Essay ausgefuehrten Auffassung, dass die ?Gewalt- und Konfliktkultur des Dorfes? dem ?Geist der europaeischen Zivilisation? widerstanden, sich waehrend der Industrialisierung in die Staedte fortgepflanzt und in der Revolution von 1917 gesiegt habe. ?Der Pogrom symbolisiert die Essenz des russischen Weges in die Revolution? (Die Entdeckung des Unbekannten. Russland und das Ende Osteuropas. In: ders. u. a.: Geschichte ist immer Gegenwart. Vier Thesen zur Zeitgeschichte. Stuttgart, Muenchen 2001, S. 9-42, Zitate S. 23/24, 20, 25). Entgegen seinem eigenen Anspruch stehen nicht der Mensch in seinem Milieu, seine Sichtweisen und die Mechanismen der Verbindung zu staatlichem Handeln im Mittelpunkt, sondern doch wieder der Blick ?von oben?.
3. Dies betont fuer den Begriff ?Europa? Georg Kreis: Europa und seine Grenzen. Bern 2003. Kurzfassung ders.: Wo liegt Europa? In: Basler Magazin (Beilage zur Basler Zeitung) Nr. 25, 21.6.2003, S. 8-9. Bedankt sei Georg Kreis fuer viele anregende Diskussionen. Vgl. Anm. 19. Auch zum folgenden: Frithjof Benjamin Schenk: Mental Maps. Die Konstruktion von geographischen Raeumen in Europa seit der Aufklaerung. In: Geschichte und Gesellschaft 28 (2002) S. 493-514.
4. Vgl. Hans Lemberg: Zur Entstehung des Osteuropabegriffes im 19. Jahrhundert: Vom ?Norden? zum ?Osten? Europas. In: Jahrbuecher fuer Geschichte Osteuropas 33 (1985) S. 48-91; Egbert Jahn: Wo befindet sich Osteuropa? In: Osteuropa 40 (1990) S. 418-440; Larry Wolff: Inventing Eastern Europe. The Map of Civilization on the Mind of the Enlightenment. Stanford/Cal. 1994.
5. Dies wird oft mit sich daraus ergebenden Herrschaftsformen verbunden. Jon Mathieu hat das einmal verglichen mit der beliebten Zuordnung der altstaendischen Freiheiten zu den Alpen und des Feudalismus zum Flachland: Geschichte der Alpen 1500-1900. Umwelt, Entwicklung, Gesellschaft. Wien usw. 1998, S. 195. Vgl. Philipp Ther: Niemand will im Osten sein. Barbarisch, rueckstaendig und despotisch: Die Erfindung Osteuropas von der Aufklaerung bis heute. In: Sueddeutsche Zeitung, 2./3.12.2000 (SZ am Wochenende).
6. Guenther Stoekl: Osteuropa ? Geschichte und Politik. Opladen 1979, S. 16.
7. Friedrich Kuebart: Zur Entwicklung der Osteuropaforschung in Deutschland bis 1945. In: Osteuropa 30 (1980) S. 657-672; Geschichte Osteuropas. Zur Entwicklung einer historischen Disziplin in Deutschland, OEsterreich und der Schweiz 1945-1990. Hg. von Erwin Oberlaender. Stuttgart 1992; Andreas Kappeler: Das Universitaetsfach Osteuropaeische Geschichte nach dem Zusammenbruch des ?Ostblocks?. In: Oesterreichische Osthefte 40 (1998) S. 487-500; ders.: Die Ukraine in der deutschsprachigen Historiographie. Ebd. 42 (2000) S. 161-178; Helmut Altrichter: Wissenschaft in politischem Auftrag? Die Einrichtung des Lehrstuhls fuer Osteuropaeische Geschichte. In: Geschichtswissenschaft in Erlangen. Hg. von Helmut Neuhaus. Erlangen, Jena 2000, S. 289-314. Die politischen Zusammenhaenge der Fachgeschichte waren auch Thema der Tagung ?Hundert Jahre Osteuropaeische Geschichte. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft?, die am 5. und 6. Juli 2002 in Berlin stattfand.
8. Dazu Richard Faber: Abendland. Ein politischer Kampfbegriff. Berlin, Wien 2002. Zu beruecksichtigen ist dabei, dass die ?Westforschung?, aehnlich wie die ?Ostforschung?, lange Zeit von Kategorien wie ?Volk? und ?Raum? dominiert wurde. Vgl. Griff nach dem Westen. Die ?Westforschung? der voelkisch-nationalen Wissenschaften zum nordwesteuropaeischen Raum (1919-1960). Hg. von Burkhard Dietz, Helmut Gabel und Ulrich Tiedau. 2 Bde. Muenster 2003. Zur ?Ostforschung? zuletzt Rudolf Jaworski, Hans-Christian Petersen: Biographische Aspekte der ?Ostforschung?. Ueberlegungen zu Forschungsstand und Methodik. In: BIOS 15 (2002) S. 47-62.
9. Vgl. Jeffrey N. Wasserstrom: Eurocentrism and Its Discontents. In: Perspectives (January 2001) S. 22-27 (Hinweis von Valentin Groebner).
10. Kein Einzelfall ist der Leitartikel von R. M. in der Neuen Zuercher Zeitung vom 28./29.3.1998: Russland wird westlicher. Darin heisst es, das Land ?mit seinen langen autokratischen Wurzeln? habe ?wenig demokratische Erfahrung?. Die gegenwaertige Entwicklung sei jedoch positiv zu bewerten. ?Russland wird nie im vollen Sinne ein westliches Land werden. (?) Aber noch nie in seiner tausendjaehrigen Geschichte hat sich Russland westlichen Denk- und Verhaltensmustern so weit angenaehert wie in seiner jetzigen Entwicklungsphase.?
11. Vgl. z. B. Hans-Ulrich Wehler (etwa Interviews und Gespraeche in: die tageszeitung, 10.9.2002, Neue Zuercher Zeitung am Sonntag, 3.11.2002) oder Heinrich August Winkler: Ehehindernisse. Gegen einen EU-Beitritt der Tuerkei. In: Sueddeutsche Zeitung, 23./24.11.2002. Dazu mein Artikel: Die Tuerkei gehoert zu Europa: Der Umgang mit Geschichte. In: Basler Zeitung, 17.12.2002. Vgl. auch Almut Hoefert: Ist das Boese schmutzig? Das Osmanische Reich in den Augen europaeischer Reisender des 15. und 16. Jahrhunderts. In: Historische Anthropologie 11 (2003). S. 176-192.
12. Siehe z. B. Anatoly Khazanov: Russischer Nationalismus heute ? zwischen Osten und Westen. In: Transit 12 (2001) H. 21, S. 90-109; Stefan Wiederkehr: Der Eurasismus als Erbe N. Ja. Danilevskijs? Bemerkungen zu einem Topos der Forschung. In: Studies in East European Thought 52 (2000) S. 119-150; Hildegard Kochanek: Die russisch-nationale Rechte von 1968 bis zum Ende der Sowjetunion. Eine Diskursanalyse. Stuttgart 1999; Christiane Uhlig: Nationale Identitaetskonstruktionen fuer ein postsowjetisches Russland. In: Osteuropa 47 (1997) S. 1191-1206.
13. Zur Problematik Rudolf Jaworski: Die aktuelle Mitteleuropadiskussion in historischer Perspektive. In: Historische Zeitschrift 247 (1988) S. 529-550;Juergen Elvert: Mitteleuropa! Deutsche Plaene zur europaeischen Neuordnung (1918-1945). Stuttgart 1999; Peter Theiner: Mitteleuropa ? historisch. In: Deutsche und Tschechen. Geschichte ? Kultur ? Politik. Hg. von Walter Koschmal u. a. Muenchen 2001, S. 133-145. Vgl. auch Moritz Csбky: Pluralitaet. Bemerkungen zum ?dichten System? der zentraleuropaeischen Region. In: Neohelicon 23 (1996) H. 1, S. 9-30 (und weitere Arbeiten dieses Autors).
14. Als Beispiele fuer die Diskussion des Begriffs: Rudolf Jaworski: Ostmitteleuropa. Zur Tauglichkeit und Akzeptanz eines historischen Hilfsbegriffs. In: Westmitteleuropa ? Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift fuer Ferdinand Seibt. Hg. von Winfried Eberhard u. a. Muenchen 1992, S. 37-45; Robin Okey: Central Europe / Eastern Europe. Behind the Definitions. In: Past & Present 137 (1992) S. 102-133; Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas in vergleichender Absicht. Hg. von Frank Hadler. Leipzig 1998 (= Comparativ 8 [1998] H. 5); Egbert Jahn: ?Ostmitteleuropa? ? Neue Definitionen und historische Traditionen. In: Tel Aviver Jahrbuch fuer deutsche Geschichte 28 (1999) S. 93-116; Juergen Kocka: Das oestliche Mitteleuropa als Herausforderung fuer eine vergleichende Geschichte Europas. In: Zeitschrift fuer Ostmitteleuropaforschung 49 (2000) S. 159-174; Ralph Schattkowsky: Forschungsgeschichtliche Aspekte der Regionalitaet und des Begriffs der historischen Landschaft unter besonderer Beruecksichtigung Ostmitteleuropas. In: Studien zur ostelbischen Gesellschaftsgeschichte Band 1. Hg. von Ernst Muench und Ralph Schattkowsky. Festschrift fuer Gerhard Heitz zum 75. Geburtstag. Rostock 2000, S. 81-93;Piotr S. Wandycz: Polnische Geschichtsschreibung im Exil. In: Comparativ 11 (2001) S. 128-137 (zeigt den politischen Hiintergrund des Begriffswandels von ?Osteuropa? zu ?Ostmitteleuropa?); Stefan Troebst: ?Intermarium? und ?Vermaehlung mit dem Meer?: Kognitive Karten und Geschichtspolitik in Ostmitteleuropa. In: Geschichte und Gesellschaft 28 (2002) S. 435-469.
15. Vgl. kontrovers Maria Todorova: Die Erfindung des Balkans. Darmstadt 1999 (zuerst New York 1997); dies.: Der Balkan als Analysekategorie: Grenzen, Raum, Zeit. In: Geschichte und Gesellschaft 28 (2002) S. 470-492; Holm Sundhaussen: Europa balcanica. Der Balkan als historischer Raum Europas. Ebd. 25 (1999) S. S. 626-653; ders.: Der Balkan. Ein Plaedoyer fuer Differenz. Ebd. 29 (2003) S. 608-624. Fuer eine eigenstaendige Geschichtsregion "Levante" plaediert Desanka Schwara: Rediscovering the Levant: A Heterogeneous Structure as a Homogeneous Historical Region. In: European Review of History / Revue europйenne d_histoire 10 (2003) S. 233-251.
16. Stefan Troebst: Nordosteuropa. Begriff ? Traditionen ? Strukturen. In: Kommune (1997) 5, S. 36-42.
17. Vgl. Benedikt Vogel: Weshalb die Osteuropaeer eigentlich Westler sind. In: Basler Zeitung, 3.9.2003: Forscher des Institut Gйographique National in Paris haben als Mittelpunkt Europas eine Stelle noerdlich von Vilnius errechnet.
18. Vgl. Fikret Adanir u. a.: Traditionen und Perspektiven vergleichender Forschung ueber die historischen Regionen Osteuropas. In: Berliner Jahrbuch fuer osteuropaeische Geschichte (1996) S. 11-43.
19. Vgl. Carsten Goehrke: Die geographischen Gegebenheiten Russlands in ihrem historischen
Beziehungsgeflecht. In: Handbuch der Geschichte Russlands. Band 1,1. Hg. von Manfred Hellmann. Stuttgart 1981, S. 16-19.
20. Roger Peterson u. a.: Die Voegel Europas. Ein Taschenbuch fuer Ornithologen und Naturfreunde ueber alle in Europa lebenden Voegel. 2. Aufl. Hamburg, Berlin 1956, S. 246.
21. Thomas Schuermann: Nachzehrglauben in Mitteleuropa. Marburg 1990, S. 123.
22. Dass dies nicht nur ein Problem der Osteuropaeischen Geschichte ist, zeigt Reinhard Johler: Eine ?Ost/West?-Ethnographie. Volkskundliche Perspektiven auf Europa. In: Schweizerisches Archiv fuer Volkskunde 96 (2000) S. 187-200. Vgl. auch Gerd Meyer: Perspektiven politikwissenschaftlicher Osteuropaforschung. Einige Anmerkungen. In: Osteuropa 50 (2000) S. 926-936.
23. Eindruecklich dargestellt von Kreis: Europa. Die historische Tiefe der Stereotypen zeigt Andreas Guski: Westeuropa ? Osteuropa. Aspekte einer problematischen Nachbarschaft. Basel 1998 (= Basler Schriften zur europaeischen Integration 36). Diese Sichtweise hat auch damit zu tun, dass der Europa-Begriff selbst ebenfalls eine Konstruktion ist und die Identitaet Europas immer wieder neu bestimmt werden muss, nicht zuletzt durch Abgrenzung gegenueber einem ?Anderen?. Vgl. Herausforderung Europa. Wege zu einer europaeischen Identitaet. Hg. von Mariano Delgado und Matthias Lutz-Bachmann. Muenchen 1995; Europe and the Other and Europa as the Other. Hg. von Bo Strath. 2. Aufl. Bruxelles usw. 2001; Unaufhebbare Pluralitaet der Kulturen? Zur Dekonstruktion und Konstruktion des mittelalterlichen Europa. Hg. von Michael Borgolte unter Mitarbeit von Claudia Modellmog. Muenchen 2001 (darin auch Frank Kaempfer: Ueber den Anteil Osteuropas an der Geschichte des Mittelalters, S. 49-59); Wolfgang Reinhard: Was ist europaeische politische Kultur? Versuch zur Begruendung einer politischen Historischen Anthropologie. In: Geschichte und Gesellschaft 27 (2001) S. 593-616. Wie sehr historische Erfahrungen in die Suche nach Identitaet hineinfliessen, hat die vielfach unterschiedliche Bewertung des Irak-Krieges 2003 in West- und Osteuropa ? etwa bei ehemaligen Dissidenten, die ein militaerisches Vorgehen gegen Diktaturen befuerworten ? deutlich gemacht. Nicht zufaellig hat der Irak-Krieg und die sich damit abzeichnende neue Weltordnung die Debatte ueber die Identitaet Europas wieder belebt. Vgl. Jacques Derrida, Juergen Habermas: Unsere Erneuerung. Nach dem Krieg: Die Wiedergeburt Europas. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.5.2003. Dieser Essay wurde am selben Tag in verschiedenen bedeutenden Zeitungen von mehreren europaeischen Intellektuellen unterstuetzt, stiess aber in den folgenden Wochen auch auf entschiedenen Widerspruch. Wohltuend skeptisch gegenueber der Konstruktion einer neuen kollektiven Identitaet, weil die verantwortliche Instanz der einzelne Mensch mit seinem individuellen Bewusstsein bleiben muesse: Georg Kreis: Gibt es sie, diese besondere europaeische Sensibilitaet? Westen gegen Westen? Ein Nachwort zur von dem Philosophen Juergen Habermas angedachten Europa-Debatte. In: Basler Zeitung, 19.6.2003, S. 37/39.
24. Vgl. etwa die Beitraege in: Transit 12 (2001) H. 21. Auch Publikationen wie ?Kafka. Zeitschrift fuer Mitteleuropa? widmen sich immer wieder unter verschiedenen Aspekten diesem Thema.
25. Darauf hat Holm Sundhaussen nachdruecklich hingewiesen: Die Urspruenge der osteuropaeischen Produktionsweise in der Fruehen Neuzeit. In: Die Fruehe Neuzeit in der Geschichtswissenschaft. Forschungstendenzen und Forschungsertraege. Hg. von Nada Boskovska Leimgruber. Paderborn usw. 1997, S. 145-162.
26. Nada Boskovska Leimgruber: ?Ein Nobel volck anzusehen.? Die Moskoviterinnen im 17. Jahrhundert. In: Die Fruehe Neuzeit, S. 179-199; dies.: Die russische Frau im 17. Jahrhundert. Koeln usw. 1998. Vgl. Anm. 38.
27. Vgl. Andreas Kappeler: Die Bedeutung der Geschichte Osteuropas fuer ein gesamteuropaeisches Geschichtsverstaendnis. In: Annaeherungen an eine europaeische Geschichtsschreibung. Hg. von Gerald Stourzh u. a. Wien 2002, S. 43-55. Auch: Christoph Schmidt: Zur Kritik historischer Relevanz. Am Beispiel der Geschichte Osteuropas. In: Jahrbuecher fuer Geschichte Osteuropas 48 (2000) S. 552-568.
28. Vgl. Manfred Hildermeier: Das Privileg der Rueckstaendigkeit. Anmerkungen zum Wandel einer Interpretationsfigur der neueren russischen Geschichte. In: Historische Zeitschrift 244 (1987) S. 557-603; Michael G. Mueller: Die Historisierung des buergerlichen Projekts ? Europa, Osteuropa und die Kategorie der Rueckstaendigkeit. In: Tel Aviver Jahrbuch fuer deutsche Geschichte 29 (2000) S. 163-170.
29. Informationen ueber www.stub.unibe.ch oder sob@stub.unibe.ch.
30. Nachdem der Basler Universitaetsrat im Januar 2004 seine Absicht bekundet hatte, das
Slavische Seminar zu schliessen und die Studiengaenge Slavistik/Russistik aufzuheben, erhob sich ein derartiger Protest innerhalb der Universitaet, seitens der Basler OEffentlichkeit sowie zahlreicher in- und auslaendischer Persoenlichkeiten und Institutionen, dass diese Empfehlung wieder zurueckgenommen werden musste.
31. Vgl. die Beitraege von Juergen Osterhammel, Susanne-Sophia Spiliotis und Albert Wirz zu einer transnationalen Gesellschaftsgeschichte und zum Konzept der Transterritorialitaet in: Geschichte und Gesellschaft 27 (2001) S. 464-498.
32. Transformation und historisches Erbe in den Staaten des europaeischen Ostens. Hg. von Carsten Goehrke und Seraina Gilly. Bern usw. 2000.
33. Vgl. Heiko Haumann: Geschichte der Ostjuden. 5. Aufl. Muenchen 1999, sowie die Baende in der von dems. hg. Reihe ?Lebenswelten osteuropaeischer Juden? (Boehlau Verlag Koeln, seit 1996, bisher 7 Baende). In einer merkwuerdigen Blickverengung ist in der deutschen ?Osteuropa-Diskussion? nicht auf die ostjuedische Geschichte Bezug genommen worden.
34. Ansprechpersonen sind derzeit Julia Richers (Historisches Seminar ? Osteuropaeische Gegschichte ?, Hirschgaesslein 21, 4051 Basel) und Daniel Ursprung (Historisches Seminar ? Osteuropaeische Geschichte ?, Karl Schmid-Str. 4, 8006 Zuerich).
35. Karin Huser Bugmann: Schtetl an der Sihl. Einwanderung, Leben und Alltag der Ostjuden in Zuerich 1880-1939. Zuerich 1998; Patrick Kury, "Man akzeptierte uns nicht, man tolerierte uns!" Ostjudenmigration nach Basel 1890-1930. Basel 1998.
36. Vgl. die von Carsten Goehrke hg. Reihe ?Beitraege zur Geschichte der Russlandschweizer? (Verlag Hans Rohr Zuerich, seit 1985, bisher 8 Baende oder das Themenheft der Schweizerischen Zeitschrift fuer Geschichte 48 (1998) Nr. 3. In diesem Zusammenhang ist auch einschlaegig die von dems. hg. Reihe ?Die Schweiz und der Osten Europas? (Verlag Hans Rohr Zuerich, seit 1987, bisher 10 Baende).
37. Etwa ?Der letzte Ritter und erste Buerger im Osten Europas.? Kosciuszko, das aufstaendische Reformpolen und die Verbundenheit zwischen Polen und der Schweiz. Hg. von Heiko Haumann und Jerzy Skowronek unter Mitarbeit von Thomas Held und Catherine Schott. Basel, Frankfurt a. M. 1996 (2. Aufl. Basel 2000); Marek Andrzejewski: Schweizer in Polen. Spuren der Geschichte eines Brueckenschlages. Basel 2002.
38. Neben zahlreichen Forschungen zur Geschichte Suedosteuropas, die hier nicht im einzelnen aufgefuehrt werden koennen, sind in mehreren Lizentiatsarbeiten auch Probleme der Migration untersucht worden. Dabei werden auch ausseruniversitaere Projekte unterstuetzt. Vgl. Dejan Mikic, Erika Sommer: ?Als Serbe warst du ploetzlich nichts mehr wert.? Serben und Serbinnen in der Schweiz. Zuerich 2003.
39. Daraus ist beispielsweise ein von Peter Brang und Carsten Goehrke geleitetes Forschungsprojekt hervorgegangen, das die slavisch-schweizerische Wechselseitigkeit untersucht hat (4 Baende,
erschienen 1991-1998 im Verlag Helbing & Lichtenhahn bzw. Schwabe, Basel).
40. Die Attraktivitaet der Osteuropaeischen Geschichte in der Lehre hat interessanterweise in der ?deutschen? Diskussion keine Rolle gespielt.
41. Ebenso ist eine Lehrveranstaltung oder ein Forschungsprojekt zu einem Thema der westeuropaeischen Geschichte zugleich besonders und allgemein. Wer einen Gegensatz zwischen ?Allgemeiner? und ?Osteuropaeischer Geschichte? konstruiert ? wie es manchmal zu hoeren ist ?, geht selbst von einem westeuropaeisch bestimmten Geschichtsbild aus.
42. Etwa Carsten Goehrke: Zum Problem des Regionalismus in der russischen Geschichte. In: Forschungen zur osteuropaeischen Geschichte 25 (1978) S. 75-107; ders.: Die Anfaenge des mittelalterlichen Staedtewesens in eurasischer Perspektive. In: Saeculum 31 (1980) S. 194-239; Roman Buehler, Heidi Gander-Wolf, Carsten Goehrke u. a.: Schweizer im Zarenreich. Zur Geschichte der Auswanderung nach Russland. Zuerich 1985; Carsten Goehrke: Die Witwe im alten Russland. In: Forschungen zur osteuropaeischen Geschichte 38 (1986) S.64-96; ders.: Tausend Jahre unterwegs. Zur Rolle der Frau in der russischen Geschichte. In: Schweizerische Akademiker- und Studentenzeitung SSZ 11. Jhg., Nr. 74 (Januar 1980) S. 1 und 3, Nr. 75 (Februar 1980) S. 7-8.
43. Etwa Vom Hotzenwald bis Wyhl. Demokratische Traditionen in Baden. Hg. von Heiko Haumann. Koeln 1977; Arbeiteralltag in Stadt und Land. Neue Wege der Geschichtsschreibung. Hg. von Heiko Haumann. Berlin 1982; Heiko Haumann: Materialien zu einer vergleichenden Regionalgeschichte (zusammen mit Monika Glettler). In: Zentrale Staedte und ihr Umland. Wechselwirkungen waehrend der Industrialisierungsperiode in Mitteleuropa. Hg. von Monika Glettler, Heiko Haumann und Gottfried Schramm. St. Katharinen 1985, S. 1-14; ders.: Rueckzug in die Idylle oder ein neuer Zugang zur Geschichte? Probleme und Moeglichkeiten der Regionalgeschichte. In: Alemannisches Jahrbuch 1984/86 (1988) S. 7-21; Max Faulhaber: ?Aufgegeben haben wir nie...?. Erinnerungen aus einem Leben in der Arbeiterbewegung. Hg. von Peter Faessler, Heiko Haumann, Thomas Held, Hermann Schmid und Edgar Wolfrum. Marburg 1988; ders.: Konfliktlagen und Konflikte zwischen Stadt und Land. Ein Vergleich von vier Regionen im oestlichen Europa (1850 bis 1914). In: Soziale Raeume in der Urbanisierung. Studien zur Geschichte Muenchens im Vergleich 1850 bis 1933. Hg. von Wolfgang Hardtwig und Klaus Tenfelde. Muenchen 1990, S. 17-35; ders.: ?Ich habe gedacht, dass die Arbeiter in den Staedten besser leben.? Arbeiter baeuerlicher Herkunft in der Industrialisierung des Zarenreiches und der fruehen Sowjetunion. In: Schweizerische Zeitschrift fuer Geschichte 43 (1993) S. 42-60. Der Ansatz wird weiter entwickelt, vgl.ders.: Lebensweltlich orientierte Geschichtsschreibung in den Juedischen Studien: Das Basler Beispiel. In: Juedische Studien in Theorie und Praxis. Hg. von Klaus Hoedl. Innsbruck 2003 (im Druck).
44. Einen Eindruck geben die beiden Festschriften: 25 Jahre Osteuropa-Abteilung des Historischen Seminars der Universitaet Zuerich 1971-1996. Verantwortl. Red. von Carsten Goehrke. Zuerich 1996; Der Fachbereich Osteuropa am Historischen Seminar der Universitaet Zuerich 1996-2002. Hg. von Carsten Goehrke. Zuerich 2002.
45. Der Gruendung der Initiative ging 1996/97 ein zweisemestriges Kolloquium zusammen mit der Slavistik in Zuerich und ein gemeinsames Kolloquium 1998 voraus. Naehere Informationen sind ueber die Internet-Adresse erhaeltlich: http://www.hist.net/projekte/big-o/index.html. Vgl. Eva Hausbacher: Gender Studies in der Osteuropaforschung. In: OEsterreichische Osthefte 42 (2001). S. 555-559;
Claudia Kraft: Wo steht die Frauen- und Geschlechtergeschichte in der Osteuropaforschung? In: Jahrbuecher fuer Geschichte Osteuropas 50 (2002) S. 102-107; Natali Stegmann: Die osteuropaeische Frau im Korsett westlicher Denkmuster. Zum Verhaeltnis von Osteuropaeischer Geschichte und Geschlechtergeschichte. In: Osteuropa 52 (2002) S. 932-944; Susanne Ramm-Weber: Osteuropaeische Selbstzeugnisse als Quelle. Methodische Ueberlegungen vom Umgang mit Ego-Dokumenten aus kulturwissenschaftlicher Perspektive. Tagung der Basler Initiative fuer Gender Studies in der Osteuropaforschung vom 20. bis 21. Februar 2003. In: Jahrbuecher fuer Geschichte Osteuropas 52 (2004) S. 149-152.

Read comments (2)

URC FREEnet

coordinators of the project: kulthist@chelcom.ru, webmaster: