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Archive - The Economy of Nationality - Comments

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Christian Teichmann - 23.05.2007 00:43
Antwort auf die Kommentare 22. Mai 2007

Fuer die anregenden Kommentare und die vielseitige Kritik bedanke ich mich genauso herzlich wie fuer die wunderbare Uebersetzung und ganz generell ? fuer den Enthusiasmus der Cheljabinsker Kollegen, dieses Internet-Seminar zu betreiben. Fuer mich ist dieses Seminar immer wieder eine Quelle von neuem Wissen und fuer interessante Fragestellungen. In der Antwort auf die Kommentare will ich mich kurz fassen ? die meisten Ihrer Anregungen haben mir wichtige Anstoesse zum weiteren Nachdenken gegeben und werden in die Arbeit einfliessen. Die Fragen moechte ich in drei Punkten zusammenfassend beantworten:


1. Kontinuitaeten
Die Kontinuitaet zwischen der Zarenzeit und der fruehen Sowjetzeit ist eindeutig. Sie wurde von zwei Gruppen getragen: den Ingenieren und den ?Turkestanern? (Russen, die schon vor der Revolution in Zentralasien gelebt hatten). Obwohl die Parteifuehrung in Taschkent Vorbehalte gegen beide Gruppen hegte, war die Kooperation zwischen ihnen und den Bolschewiki in den zwanziger Jahren erfolgreich und wirkte auch in die dreissiger Jahre hinein. Ebenso wussten die Basmaиi, die Rebellen gegen die Herrschaft der Bolschewiki in Zentralasien, das Wissen der Ingenieure zu schaetzen. Morde an Ingenieren waren in den zwanziger und dreissiger Jahren sehr selten, technische Einrichtungen zur Bewaesserung wurden ebenfalls selten zerstoert, da dies angesichts der sowjetischen Lebensmittelsituation automatisch Hunger verhiess ? und Popularitaetsverlust.

Eine andere Art von Kontinuitaet ergibt sich durch den Fakt, das Neuerungen in einem Bewaesserungssystem immer und ueberall auf der Welt dieselben Folgen haben (so beschreibt es zum Bespiel der Historiker Joachim Radkau in seinem Buch ?Natur und Macht?): Bewaesserung bringt einerseits groessere Nutzungsflaechen und gute Ernteertraege, andererseits fuehrt sie zu einem Anstieg des Grundwasserspiegels und Bodenversalzung. Diese Probleme bestanden vor 1917 und die Revolution brachte in diesem Bereich keinerlei Veraenderung.

Auch die Baumwolle stand schon vor 1917 im Visier der russischen Regierung. Der Wunsch nach Unabhaengigkeit von Baumwollimporten aus dem Ausland fuehrte zu gross angelegten Entwicklungsprojekten in diesem Sektor, bei denen auch Bewaesserung eine wichtige Rolle spielte. Fuer die Regierung und die russischen Unternehmer war der Ausbau des Baumwollanbaus ein Zeugnis fuer den Erfolg der Kolonisierung Turkestans. Russischer Kolonialismus und die Baumwolle waren seit den 1880er Jahren eng verbunden. Wenn man fuer die 1930er Jahre von Baumwolle als Erfolgsindikator fuer die zivilisatorische Mission spricht ? ein Terminus, der zur Beschreibung von Kampagnen der kulturellen Durchdringung von kolonialen Peripherien entwickelt worden ist ?, muesste man darueber nachdenken, wie der Stalinismus der spaeten dreissiger Jahre zur kolonialen Geschichte Russlands in Zentralasien vor 1917 steht.


2. Zentrum und Peripherie
Der Bau des Grossen Ferghana-Kanals 1939/40 hatte seine eigene usbekische Spezifik. Zwar waren alle Mittel zum Bau in Moskau genehmigt worden, Schriftsteller und Kuenstler (darunter Sergej Eisenstein) reisten wie gewohnt zu der Grossbaustelle. Trotzdem war der Kanal auch ein persoenliches Projekt Usman Jusupovs. Denn der Bau fiel in eine Phase, als nach Kritik auf dem 18. Parteitag andere hydrologische Grossprojekte (namentlich an der Wolga) eingestellt wurden (vgl. dazu die Arbeiten von Klaus Gestwa). In Usbekistan jedoch bluehte der Bau von neuen Kanaelen und Staudaemmen zwischen 1938 und 1941. Ob die Propaganda dieser Zeit sich auf den Entschluss von Jugendlichen in den fuenfziger Jahren auswirkte, in die kasachische celina zu fahren, bleibt dahingestellt. (Bei den Personen, die ich kenne, war die Entscheidung fuer die celina eher eine Entscheidung, bei einem Grossprojekt mitzuarbeiten und neue Chancen zu nutzen ? egal, ob in Sibirien, dem hohem Norden oder Zentralasien.)

Den Funktionaeren und den aus Zentralasien Berichtenden ?Unkenntnis und Mangel an Erfahrungen? vorzuwerfen, ist sehr pauschal (Gegenbeispiele sind Figuren wie Nikolaj Paskuckij in Turkmenistan, vgl. auch die Angaben zu Bekkers Biographie im Text, Anm. 25). Die Frage nach der Modernitaet des Stalinismus kann man nur beantworten, wenn man zu verstehen versucht, wie Funktionaere wie Bekker ihre Umgebung sahen. Verblueffend und interessant ist die Doppelgesichtigkeit seiner Ausfuehrungen: Einerseits kritisiert er als bolschewistischer Modernisierer das Bewaesserungssystem wegen seiner Ineffizienz, wie dies auch heute Gang und Gebe ist, wenn ueber die Bewaesserungssysteme Zentralasiens geschrieben wird. Andererseits entpuppt er sich in seiner Rede mit seiner Rhetorik gegen ?Schaedlinge und Feinde? und die ?Rueckstaendigkeit? als ratloser Stalinist, der mit seinem Latein ans Ende gekommen schien.

Die wichtigste Frage ? die sich auch viele in meinen Quellen zu Wort kommenden Personen vornehmen ? ist die Frage nach den Akteuren und ihrer Position zwischen Zentrum und Peripherie. ?Russen?, ?Bolschewiki? und ?Usbeken? nach den Kriterien ?Kompetenz oder Pragmatismus? abzugrenzen, fuehrt dabei nicht weiter. In der stalinschen Sowjetunion bestand ein strukturelles Misstrauen zwischen Zentrum und Peripherie, das nur mit Hilfe von institutionen- und raumuebergreifenden Patronagenetzwerken gemildert werden konnte. Die Beziehungen zwischen Zentrum und Peripherie lassen sich schwerlich ohne diese Patronagenetzwerke verstehen. Wenn in der Kommunikation innerhalb dieser Netzwerke alles andere neben der Baumwollfrage verblasst (wie im Text man am Beispiel Stalins gezeigt), dann ist das ein Indikator fuer eine merkliche Veraenderung zwischen den Zentrum-Peripherie-Beziehungen. Baumwolle ist dann nicht nur Erfolgsindikator fuer die zivilisatorischen Mission, sondern auch ein Indikator fuer persoenliche Loyalitaet innerhalb des Gefolgschaftsnetzwerks. Alle Fragen werden zu einer oekonomischen Frage gemacht ? der Baumwollfrage.


3. Arbeit und Widerstand
Der Begriff ?Sowjetisierung? ist der Perspektive geschuldet, aus der Sergej Poljakov 1989 in seinem Buch ?Tradicionalizm v sovremennom sredneaziatskom ob?иestve? die usbekische Gesellschaft beschrieb. Er zeigte, dass die sowjetische Modernisierungspolitik in der Wirtschaft, den Familienstrukturen und der Lebensweise vollstaendig gescheitert war. Diese Analyse passt gut zu westlichen Interpretationen von Bauerngesellschaften in der Modernisierungsphase, wie etwa dem vielzitierten Buch ?Weapons of the Weak? (1985) von James Scott. Scott schildert, wie sich Bauern durch kleine Akte des Widerstands gegen die grossen Veraenderungen wehren, denen sie durch die Modernisierung ausgesetzt sind. Die Reaktionen der usbekischen baeuerlichen Bevoelkerung auf die Kollektivierung und die Baumwolloffensive bewegte sich (nach den grossen Aufstaenden zwischen 1929 und 1932) genau in den von Scott beschriebenen Mustern. Eine wie auch immer geartete usbekische Spezifik widerstaendigen Handelns laesst sich nicht ausmachen. Viele Verhaltensweisen kennt man aus den russischen Doerfern, die Sheila Fitzpatrick ausfuehrlich beschreiben hat. Aus dieser Sicht ist Usbekistan nicht ?spezifisch?, sondern ?repraesentativ? fuer das, was den Stalinismus ausmacht.

Fuer die Bewaesserung war die einheimische Technik wichtig. Lokales Wissen wurde von den sowjetischen Ingenieuren beim Kanalbau immer genutzt. Dass sich der Terror von 1937/38 negativ auf das lokale Wissen ueber Bewaesserung auswirkte, ist anzunehmen, da Miraben gezielt verfolgt wurden. Traditionell wurden der Kanalbau und die Pflege der Kanaele im Winter und Fruehjahr von den Maennern erledigt. Dies aenderte sich auch nach der Kollektivierung nicht. Trotzdem ergab sich durch die Kollektivierung (wie in Russland) eine Veraenderung der geschlechterspezifischen Arbeitsteilung. Dies galt insbesondere fuer die zeitaufwendige und muehevolle Baumwollernte. Man findet in den Quellen vielfach Belege, dass diese Arbeit am Ende der dreissiger Jahre vornehmlich durch Frauen und Kinder erledigt wurde. Die interessante Frage ist vielleicht nicht, warum die Maenner offenbar weniger als die Frauen auf den Kolchosfeldern arbeiteten, sondern, was sie machten, waehrend ihre Frauen Baumwolle pflueckten.

Die fuer meine Arbeit zentrale Fragestellung ist es, den Zusammenhang zwischen der sowjetischen Nationalitaetenpolitik und der Geschichte der Bewaesserung zu analysieren. Am besten ist dieser Zusammenhang in den Beziehungen zwischen Zentrum und Peripherie zu beschreiben (nicht nur Moskau ? Zentralasien, sondern auch Taschkent ? usbekische Regionen, etc.). Die Nationalitaetenpolitik in den zwanziger Jahren und die Investitionen in das Bewaesserungswesen brachten Entwicklung, aber auch Konflikte nach Zentralasien. Die Baumwollpolitik in den dreissiger Jahren erwies sich als aeusserst zerstoererisch. Trotzdem waere es zu kurz geschlossen, von den dreissiger Jahren zur heutigen oekologische Katastrophe in Usbekistan zu springen. Die oekologischen Indikatoren in der Region beginnen sich am Ende der sechziger Jahre zu verschlechtern, als der Einsatz von Maschinen bei Kanalarbeiten und von Duengemitteln auf den Baumwollfeldern alltaeglich geworden war. Auch die politischen Beziehungen zwischen Zentrum und Peripherie hatten sich zu diesem Zeitpunkt veraendert. Ethnologen, Geographen und Agrarwissenschaftler beschaeftigen sich mit dieser neueren Entwicklung ? eine laengerfristige historische Perspektive fehlt dagegen weitgehend.

Arbeitsgemeinschaft zur juedischen und osteuropaeischen Geschichte und Kultur - 06.05.2007 18:19
Sitzungsprotokoll, 25. April 2007

Textdiskussion, Christian Teichmann (Berlin):

The Economy of Nationality. Stalinism and Irrigation in Uzbekistan, 1924-1941

Christian Teichmann setzt sich in seiner Dissertation mit der
Bewaesserungspolitik der Bolschewiki in Zentralasien, vor allem in Uzbekistan
auseinander. Die Arbeitsgemeinschaft hat sich mit einem Ausschnitt dieser
Studie befasst und betont die grosse Relevanz des Themas. Teichmann ist hierbei
eine spannende Geschichte gelungen, die den Stalinismus von der Peripherie aus
beleuchtet und aufzeigt, wie die Zentralisierung in der Sowjetunion die
Entwicklung vor Ort behindert. Fuer seinen ?Endspurt? zur Fertigstellung der
Arbeit wuenschen wir ihm viel Erfolg.

Unser Sitzungsprotokoll wird sich mit den (vermeintlichen) Schwachpunkten des
Textausschnitts befassen. Allgemein haben die DiskutantInnen festgehalten, dass
eine klar strukturierte und wichtige Arbeit vorliegt. Die Kritik an Teichmanns
Text richtet sich vor allem an zwei Punkte: Zum einen wurde der Begriff der
Modernitaet hinterfragt, zum anderen Teichmanns Herangehensweise.

Wenn in der Sowjetunion nach Modernitaet und Grenzen der Moderne gefragt wird,
muss bedacht werden, dass die Berichterstatter des Historikers in den Quellen
(etwa NKVD-Berichten o.ae.) selber nicht ohne Vorurteile sind und stets Muster
zu bedienen hatten: Moderne war ein Kampfwort der Bolschewiki, ein
Machtanspruch mit zivilisatorischem Charakterzug. Waren die Berichterstatter
nicht auch gefangen im Moderne-Diskurs der Zeit? Sowjetische Plaene
beabsichtigten einzig, eben diese Moderne den sowjetischen Voelkern zu bringen:
Zeigt sich das Prinzip strategischer Unterjochung? Musste es aufgrund vom
Scheitern der sowjetischen Moderne an der Peripherie (hier anhand der
Bewaesserungsversuche) nicht auch zwangslaeufig auf eine Ausschaltung der
Peripherie hinauslaufen? Christian Teichmann spricht diese Fragen an, indem er
die Quellen sprechen laesst, scheint sich aber selbst in dem Moderne-Begriff der
Sowjets verfangen zu haben. Zwar kann er glaubhaft zeigen, dass die
zivilisatorische Mission letztlich in Uzbekistan gegen die Ausbeutung
eingetauscht werden konnte, doch war dies ein Ergebnis der Moderne?
Teichmann geht mit dem Moderne-Begriff unklar um. Er nutzt ihn zur Abgrenzung
von der Sowjetpropaganda ?Anspruch und Wirklichkeit dieser? aber auch, um
sowjetische Grossbauprojekte ideologisch zu legitimieren. Die Diskussion
innerhalb des Kolloquiums kreiste deshalb lange um diesen vermeintlichen
Zwiespalt, der unsererseits nur durch eine Konzentration auf die handelnden
Menschen aufloesbar wird. Doch sprechen bei Christian Teichmann die Akteure
lediglich im Rahmen des vom System scheinbar Vorgegebenen. Hier wird die
Moderne nur als eine des Zentrums dichotom der Peripherie gegenueber verstanden.

Aufgebrochen werden kann diese Gegenueberstellung durch eine andere
Herangehensweise, die weg von den Systemen und den Handlungen des Zentrums hin
zu den an der Peripherie lebenden und von dort berichtenden Menschen fuehrt.
Genaues Hinterfragen der NKVD-Berichte, die einheimische, traditionelle
Handlungen als ?backwardness? bezeichnen, kann zu neuen Ergebnissen fuehren:
Moderne war fuer Uzbeken nicht unbedingt ein neues Bewaesserungssystem, sondern
vielmehr die Weiterentwicklung des seit Jahrhunderten bewaehrten. Warum nutzten
die Bolschewiki nicht das Wissen der Peripherie - nur weil es nicht den
modernistischen Tendenzen entsprach? Waren die Bolschewiki ueberhaupt faehig, ihr
eigenes Handeln und Denken zu hinterfragen, denn Ernteeinbussen und offenbar
falsche Bewirtschaftung des Landes durch ihre Massnahmen deuten darauf hin, dass
das sowjetische Verstaendnis von ?Moderne? selbst zum Scheitern verurteilt war.
Oder hatten sie schlichtweg Angst, ihre Ideologie in Frage zu stellen?
Interessant waere auch eine Betrachtung der Bewaesserungssysteme aus heutigen
oekologischen und wirtschaftlichen Gesichtpunkten.

War der Kampf gegen die so genannten Feinde Ausdruck von Machtlosigkeit und
Vertuschung eigener Fehler, demonstrieren doch die in diesem Abschnitt
zitierten Personen (etwa Bekker) schlichtweg Unkenntnis und Mangel an
Erfahrungen im Umgang mit den Uzbeken. Sie hatten Vorurteile, die aber auch
relativiert wurden. Wenn etwa die Rede davon ist, dass Einheimische Wasser ueber
Wege leiten, die Bewaesserung also im Kleinen durchaus funktionieren kann, dann
scheint dies primaer ein Vorwurf an die Peripherie zu sein, Vorurteile der
„backwardness? zu bestaetigen. Aber allein der detaillierte Bericht zeigt doch
erstens alternative Bewaesserungsarten auf, zweitens das Erkennen der
Bolschewiki dieser und drittens den Pragmatismus, den Menschen in der ihnen
aufgezwungenen Moderne entwickeln. Diese Lesart erlaubt einen vielschichtigeren
Blick auf das Ereignis, als es Christian Teichmann getan hat. Ohnehin kommen
die Uzbeken in seiner Untersuchung zu kurz. Wenn hierzu die Quellen wohl
fehlen, sind die Einstellungen der ?Menschen an der Peripherie? doch - wie in
obigem kurzem Beispiel - fassbar. Der Blick zwischen die Zeilen konturiert den
Menschen in der Geschichte.
Insgesamt betonten die Kolloquiumsteilnehmer, mehr ueber und von den Akteuren
erfahren zu wollen. Ihre Lebenswelten koennten groesseren Aufschluss ueber die
Wahrnehmung der Moderne, ueber Hoffnungen und Ideale geben, die das
Freund-Feind-Muster aufbrechen. Andererseits koennen die Geschichten, die uns
die Akteure in den Quellen erzaehlen, auch Angaben ueber das Nichterwaehnte geben:
Was beschrieben die ?men on the spot? nicht? Verschwiegen sie etwas, verstanden
sie nicht?

Kurz gesagt: Christian Teichmanns Text hat eine lebhafte Diskussion ausgeloest,
die vom Thema wegfuehrte und sich vor allem der historischen Herangehensweise
naeherte. Ausschlaggebend war dafuer der Begriff der Moderne, der letztlich
dreifach zu hinterfragen scheint: Erstens, was bedeutete Moderne fuer die
Bolschewiki? Zweitens, was bedeutete sie fuer die Uzbeken und wie nahmen diese
die sowjetische Moderne wahr? Drittens, was bedeutet Moderne fuer uns jetzt
arbeitende Historiker? Die Selbstreflexion ist somit staerker mitzudenken. Die
Loesung des Problems sehen wir in einer lebensweltlichen Untersuchung, die von
den jeweiligen Akteuren ausgeht.


Basel, 26. April 2007,
Ulrike Speinle, Martin Waelli, Joern Happel.

Igor Narskij - 26.03.2007 13:37
Lieber Christian,

am 22. Maerz fand die Diskussion ueber Deinen Text statt. Ich danke Dir herzlich im Namen der Tscheljabinsker Teilnehmer der Sitzung fuer die Bereitschaft, an unserem Internet-Seminar mit dem hoechst interessanten und anregenden Beitrag teilzunehmen. Die Fragen und Kommentare anderer Teilnehmer der Sitzung in Tscheljabinsk bekommst Du von ihnen hoffentlich direkt, ohne meiner Vermittlung. Ich rechne auch mit den Reaktionen seitens der externen russischen ?Stammgaesten? unseres Forums.
Ich finde Deinen Text gut strukturiert und ausreichend argumentiert. Eine Idee scheint mir jedoch wacklig, naemlich die These vom Uebergang Moskaus in 30er Jahren von der revolutionaeren Aufklaerung der mittelasiatischen Bevoelkerung zum wirtschaftlichen Zynismus (The support of ?backward nationalities? with the help of cultural campaigns had given away to crude economic surveillance. Now, what truly counted was only the cotton harvest). Ich denke, diese Behauptung vereinfacht die Situation und ueberschatzt die Moeglichkeiten der Moskauer Leitung, die politischen Linien willkuerlich zu aendern. Deine These klammert den Diskurs aus, der in 20er und 30er Jahre auserhalb von Mittelasien entstand, in dem man umfangreiche kulturelle Prodiktion (darunter sogar Kinderbuecher) schuf und der den sowjetischen Orient romantisierte. Er konnte nicht per Dekret abgeschafft werden. Sonst kann man den Enthusiasmus und die aktive Teilnahme der Jugendlichen in 50er Jahren an der wirtschaftlichen und kulturellen Erschliessung von Kasachstan kaum verstehen. Ich wuerde eher davon reden, dass der Umfang der geernteten Baumwolle in 30er Jahren zum wichtigen Kriterium des Erfolges von Zivilisatorischer Mission in Mittelasien wurde.

URC FREEnet

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