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Ordnung schaffen in Zentralasien

30.04.2009, 11:05

Julia Obertreis

julia.obertreis@frias.uni-freiburg.de

Ordnung schaffen in Zentralasien — russlaendische und sowjetische Nationalitaeten-, Landwirtschafts- und Infrastrukturpolitik im heutigen Usbekistan und Turkmenistan, 1870er bis 1960er Jahre

Intro
Der folgende Text geht aus einem groesseren Forschungsprojekt hervor, das sich der Landwirtschafts- und Infrastrukturpolitik in Zentralasien vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1991 widmet und sich auf Baumwollanbau und Bewaesserungssysteme in Usbekistan und Turkmenistan konzentriert (1). Im Rahmen dieses Themas stellt sich die Frage, welche Rolle die Zaesur von 1917 spielte. Welche Kontinuitaeten gab es ueber die Oktoberrevolution und den Beginn sowjetischer Herrschaft hinweg? Inwiefern begann 1917 ein neues Zeitalter fuer die aus Russland kommende Zentralpolitik gegenueber der Peripherie und fuer deren Umsetzung vor Ort?
Ich werde hier argumentieren, dass die Kontinuitaeten zwischen beiden Epochen stark ausgepraegt sind, was die Vorstellungswelten der Herrschenden, wirtschaftliche und zivilisatorische Ziele sowie die Betrachtung der Natur betrifft. Zugrunde lag insgesamt und ueber die Zaesur von 1917 hinweg eine Politik des modernen Staates, deren handlungsleitende Grundprinzipien die von Vereinheitlichung, "Lesbar"-Machen (James C. Scott) und Ordnung-Schaffen sind.
Staatliche und obrigkeitliche Politik hat vermutlich schon immer danach gestrebt, nicht nur Menschen, sondern auch Zustaende und Bedingungen zu unterwerfen und sie durch eigene Kategorien handhabbar zu machen. Doch seit der Aufklaerung und im Laufe des 19. Jahrhunderts praegen sich verschiedene Faktoren aus, die die Moderne kennzeichnen: Saekularisierung von politischem Denken und Politik, die Vorstellung von der Machbarkeit der Transformation von Gesellschaft und Mensch, der Einsatz neuer Technik als Loesungsmittel auch fuer soziale Probleme, eine ausgepraegte Indienstnahme der Wissenschaften durch den Staat. Daneben weiten sich die Handlungsspielraeume und Betaetigungsfelder des Staates deutlich aus; mit Hilfe neuer Wissenschaften und Herrschaftstechniken wie der Demographie, wie Volkszaehlungen oder hygienische Untersuchungen wird der Zugriff des Staates auf den Einzelnen direkter und umfassender. Hinzu kommt der Einfluss von Massenkommunikationsmitteln und die Verdichtung gesellschaftlicher Kommunikation (2).
Ausgehend von dieser (hier allerdings nur groben und unvollstaendigen) Bestimmung dessen, was im zugrunde liegenden Projekt als Moderne und moderne Politik verstanden werden soll, werden im folgenden drei Teilbereiche dargestellt, naemlich erstens die Nationalitaetenpolitik bzw. der Umgang mit der Vielfalt von Sprachen und soziokulturellen Zuschreibungen in der Region Zentralasien, zweitens die Vorstellungen von und der Umgang mit Natur und drittens Baumwollanbau und Bewaesserung. Zunaechst soll aber die Untersuchungsregion und deren Eroberung durch Truppen des Russischen Reiches knapp vorgestellt werden.

Die Region und die Schaffung "Turkestans"
Die heutige Republik Usbekistan erstreckt sich auf einer Flaeche von knapp 450.000 Quadratkilometern und zaehlt ueber 27 Mio. Einwohner (Stand: 1.1.2008) (3). Die Republik Turkmenistan ist noch etwas groesser, erstreckt sich auf knapp 490.000 Quadratkilometer, hat aber nur 5 Mio. Einwohner (Stand: Juli 2006) (4). In beiden Laendern stellen sunnitische Muslime die grosse Mehrheit der Bevoelkerung. Die Staatssprachen sind Usbekisch und Turkmenisch, beides Turksprachen. Die politischen Systeme der Nachfolgestaaten der Sowjetunion werden offiziell als Praesidialrepublik (Turkmenistan) und Praesidialdemokratie (Usbekistan) bezeichnet.
In den 1860er bis 1880er Jahren eroberten russlaendische Truppen sukzessive das Gebiet, das sie ab 1867 "Generalgouvernement Turkestan" nannten. Es umfasste neben dem Gebiet der Turkmenen auch drei Staatengebilde, die fortan als Protektorate des Russischen Reiches verwaltet wurden: das Khanat von Chiwa (1873 erzwungener Friedensvertrag), das Khanat von Kokand (1876 aufgeloest) und das Emirat von Buchara (seit 1868). Die Eroberung verlief zum Teil ohne groessere Verluste, zum Teil aber auch sehr blutig, v.a. im Krieg gegen die Nomaden Turkestans, wobei die Eroberung der Festung Geok-Tepe 1881 mit einem anschliessenden Massaker an ca. 8.000 Turkmenen zu einem Meilenstein der Eroberung, aber auch zu einem Trauma der Turkmenen wurde (5).
Der von zarischen Offiziellen so genannte "Anschluss" (prisoedinenie) Zentralasiens an das Russisch Reich hatte verschiedene Motive und Hintergruende. Ausschlaggebend war wohl das "Great Game", das geopolitische Ringen mit dem British Empire, welches in Afghanistan und Persien um Einflusszonen fuerchtete. Die russische Regierung wollte eine Kompensation fuer Misserfolge und die relativ schwache Position Russlands im Westen des Reiches schaffen. Dietrich Geyer hat diese Zusammenhaenge untersucht und sie folgendermassen auf den Punkt gebracht: "Im Kampf mit den militaerisch unterlegenen Staemmen Zentralasiens, der leichte Siege brachte, liess sich verdraengen, dass die russische Armee zur Fuehrung eines grossen europaeischen Krieges ausserstande war." (6) Die Expansion in Zentralasien aehnelte der kolonialen Expansion der westlichen Maechte; Literaten und Politiker betonten die "zivilisatorische Mission" Russlands im Osten, und zudem lockte die Baumwolle als Rohstoff fuer die in Zentralrussland und in Polen (Lodz) konzentrierte Textilindustrie. Wirtschaftliche, geostrategische und zivilisatorische Zielsetzungen griffen bei der Expansion ineinander.
Fuer die politisch Verantwortlichen und die Eroberer im weitesten Sinne, d.h. fuer zarische Beamte, Statistiker oder Ethnographen stand fest, dass eine Regulierung und ein Ordnen der Verhaeltnisse in Turkestan noetig waren (uporjadoсenie). Die politischen Strukturen galten, vor allem in den Protektoraten, als voellig ueberkommen, korrupt und/oder praktisch nicht existent ? alles hing, so die russlaendische Sicht, von der Willkuer des Chans oder Emirs ab. Handel und Produktionsweisen wurden von den Eroberern haeufig als "primitiv", "verdorben" (razvratnyj) und "urspruenglich" (pervobytnyj) beschrieben. Turkestan erschien als lange isolierte und daher zurueckgebliebene Welt, die man mit Hilfe von Wirtschaftsbeziehungen und Modernisierung in die Gegenwart zu holen gedachte. Zu dieser Modernisierung gehoerte unbedingt die Ausweitung des Baumwollanbaus, da die Nachfrage nach Baumwolle im Westen des Reiches staendig stieg und man sich von dem "auslaendischen Joch" der Importe unabhaengig machen wollte (7). In der Landwirtschaft gehoerte dazu auch der Einsatz von Maschinen und neuen Geraeten zur Steigerung der Produktivitaet, so des eisernen (statt des hoelzernen) Pfluges, der Saemaschine und des Kultivators (8).
Die russlaendische Kolonialmacht brauchte Kategorien, mit denen sie die Bevoelkerung erfassen konnte. Dabei war aus Sicht der Statistiker das Ziel, zu eruieren, was man von welcher Bevoelkerungsgruppe in Bezug auf die erstrebte Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft zu erwarten habe.

Nationalitaetenpolitik
Damals gab es weder die Turkmenen noch die Usbeken oder Tadschiken als Nation. "Turkmenen" war ein Oberbegriff fuer eine Anzahl von ueberwiegend nomadischen Staemmen, die territorial grob voneinander abgegrenzt waren und sich haeufig gegenseitig bekaempften. Sie schwankten zwischen der Unterwerfung unter den persischen Gouverneur von Chorasan (im Nordosten des Iran) und den Khan von Chiva, unternahmen aber auch Raubzuege in beide Territorien. Zum Teil lebten sie, haeufig sesshaft oder halb-sesshaft, in Chiwa.
Der Begriff "Usbeken" war nur einer von mehreren, die die Bewohner des heutigen Usbekistans und des damaligen Turkestans kennzeichneten. Daneben sprachen die Eroberer von "Sarten", "Kirgisen" und "Tadschiken" ? durchaus Selbstbezeichnungen der Einheimischen, die aber vielmehr soziokulturelle als ethnische und ausschliessliche Bedeutung hatten.
Bei dem Versuch, die komplexen Verhaeltnisse vor Ort zu ordnen, bezog ein russischsprachiger Autor 1894 die Charaktereigenschaften, die historischen Errungenschaften und den Grad der Islamisierung von Usbeken und Tadschiken ein:
"Der Tadschike hat niemals die Geschicke der hiesigen Region gelenkt. Er hat gehandelt und handelt bis heute; er ist ein kommerzieller Mensch, lebendig, durchtrieben, lasterhaft. Der Usbeke hat bis heute den Charakter des vertrauensseligen, habsuechtigen ? laengst nicht so sehr, wie der Tadschike ? und mutigen Halbnomaden bewahrt. Allerdings ist auch der Usbeke stark "tadschikisiert", wenn man so sagen kann, aber trotzdem hat er der Geschichte (obwohl das kein grosser Verdienst ist) Dschingis und Timur (Tamerlan) gebracht, waehrend der Tadschike nur Heilige hervorgebracht hat.
Man koennte meinen, dass vom modernen oekonomischen Standpunkt aus der Tadschike der europaeischen Kultur eher zugeneigt sei, als sesshaftes und merkantiles Subjekt; aber tatsaechlich sieht es umgekehrt aus, weil der Tadschike fanatischer ist als der Usbeke, obwohl er selbst noch nicht lange Musulmane ist. Der Usbeke (unsere Kirgisen, Tataren) ist in der Angelegenheit der Kultur schon vorangeschritten. Natuerlich ist auch der Usbeke ziemlich fanatisch, aber er ist trotzdem empfaenglicher als der Tadschike und wird eher Nutzen bringen, besonders dort, wo der Einfluss des Tadschiken nicht so stark war." (9)

Generell wurde zwischen Usbeken als tuerkischsprechend und Tadschiken als persischsprechend unterschieden und diese beiden als ethnische Gruppen konzipiert. Das ging aber an wesentlichen Aspekten der Realitaet vor Ort vorbei. Tatsaechlich ist die Region, sehr grob gesprochen, von tuerkischen/nomadisch-mongolischen einerseits und persischen Einfluessen andererseits gepraegt. Die typische Symbiose dieser beiden Kulturen aber geht bis auf die Herrschaftszeit Timurs und seiner Nachfolger im spaeten 14. und im 15. Jahrhundert zurueck, als tuerkische Stammesgebilde die militaerische und machtpolitische Basis der timuridischen Herrschaft waren, mit Amiren (Emiren) als eine Art Aristokratie. Die staedtische, sesshafte Bevoelkerung blieb dagegen iranisch gepraegt, in sprachlicher Hinsicht persisch, wie auch ueberwiegend die agrarische Bevoelkerung.
"Usbeken" war keine ethnisch, sondern eine soziokulturell definierte Gruppe, ein (tuerkischer) Quasi-Adel. Und als Tadschiken wurden seit Jahrhunderten "sesshafte, nichttribale baeuerliche und staedtische Gesellschaftsschichten mit iranischem kulturellem Hintergrund bezeichnet, um sie von stammesmaessig organisierten, nomadischen oder transhumanten Gruppen abzugrenzen" (10). Auch "Tadschik" war nicht primaer eine ethnische, sondern eine soziokulturelle Bezeichnung, und die Verwendung der persischen Sprache war nicht das vorrangige Kriterium fuer die Definition von "Tadschik" (und Sarte).
Der Grossteil der Bewohner Turkestans war mindestens bilingual (Persisch und Tuerkisch), und tuerkische Sprachen und persische Dialekte hatten sich historisch seit Jahrhunderten gegenseitig beeinflusst und unter anderem (v.a. im 15. Jahrhundert) zur Entstehung und Verbreitung des Tschagataischen gefuehrt, einer osttuerkischen Hoch- und Literatursprache, die von der persischen Literatursprache beeinflusst war.
Besonders interessant und vieldiskutiert ist in diesem Zusammenhang der Begriff "Sarte". Eigentlich wurde er von den Einheimischen traditionell als Synonym fuer Tadschike gebraucht, in dem oben erlaeuterten Sinne. Die Kolonialisierer verwandelten ihn aber, wobei ihre Verwendung nicht einheitlich war: manche konzipierten ihn als ein sprachliches Mittelding zwischen Usbeke und Tadschike, oder aber der Begriff diente als ethnische Bezeichnung fuer die nunmehr zunehmend Tuerkisch sprechende, aber immer noch mehrheitlich bilinguale, sesshafte Bevoelkerung in Opposition zu den Stammes-Usbeken. Der einflussreiche russische Orientalist Ostroumov kreierte schliesslich gar eine "sartische" Sprache, die ost-tuerkische Umgangssprache Transoxaniens. "Sarte" wurde im Russischen schliesslich zu einer abfaelligen Bezeichnung fuer die turkestanischen Einheimischen generell (11).
Die auf Missverstaendnissen beruhende Verwendung von Begriffen zur Selbstbeschreibung durch die Kolonialherren beruhte auf dem Prinzip, ethnische Kategorien zu bilden, die moeglichst einer Sprache eindeutig zuzuordnen waren. Wie am obigen Zitat deutlich wird, entstanden dabei auch schon hierarchische Abstufungen zwischen den Ethnien. Dass die Usbeken dabei hoeher standen als die Tadschiken, ist insofern erstaunlich, als generell sesshafte Voelkerschaften den nomadischen als ueberlegen betrachtet wurden. Offenbar war hierbei ausschlaggebend, dass usbekische Stammeseliten die Staaten Buchara und Chiwa beherrschten, ihnen also im Vergleich zu den Tadschiken ein hoeheres geschichtliches Entwicklungsniveau zugesprochen werden konnte.
Die Schaffung der Sowjetrepublik Usbekistan und die Proklamierung der usbekischen Nation hat der Islamwissenschaftler und Iranist Bert Fragner als "realpolitisches Meisterstueck" bezeichnet (12). Denn damit und mit der Gruendung der weiteren Sowjetrepubliken in Zentralasien brachten es die Kommunisten zustande, in der traditionell multikulturellen und multiethnischen Region die Sprachen, Ethnien und Gebiete auseinanderzudividieren und eindeutig einander zuzuordnen. Und zudem noch entsprach die Schaffung einer usbekischen und einer tadschikischen Nation in bestimmter Hinsicht den Vorstellungen von Teilen der einheimischen Reformer (Djadidisten)! So kann man etwa die Republik Usbekistan als Kompromissangebot an die "Turkestanisten" sehen, als ein "Klein-Turkestan" (13).
Generell war ja die sowjetische Nationalitaetenpolitik durchaus ambivalent: einerseits sollte Nation in der Welt des Klassenkampfes keine Rolle spielen, so vor allem die Position der Internationalisten in den fruehen Debatten um die Nationalitaetenpolitik unter den Bolschewiki. Andererseits aber wurde das Entstehen einer Nation durchaus als notwendige Phase der historischen Entwicklung gesehen: erst ethnisch zuzuordnende Nationen koennten in der sozialistischen oder sowjetischen Nation aufgehen.
In der Realpolitik der 20er und 30er Jahre fand die weichenstellende "Einrichtung" von Nationalitaeten im sowjetischen Imperium statt, die den weiteren Verlauf der sowjetischen Geschichte und, allein schon durch die Gestalt der Territorialgebilde, die der post-sowjetischen Geschichte figurierte (14). Jede der 15 Sowjetrepubliken, und so auch Turkmenistan und Usbekistan, wurden einer Titularnation zugeordnet. Diese stand eindeutig und unangefochten an der Spitze der Nationalitaetenhierarchie innerhalb ihrer Republik, ohne Ansehen der konkreten ethnischen Mischungsverhaeltnisse vor Ort. Alle anderen Nationalitaeten waren innerhalb dieser Republik nun Minderheiten. Allerdings existierte auch eine sowjetische Hierarchie der Titularnationalitaeten, geordnet nach Fortschrittlich- und Rueckstaendigkeit. Hier standen die Turkmenen, die eben keinen Dschingis Khan fuer sich vorweisen konnten und als Nomaden ganz weit hinter den Usbeken, die innerhalb Zentralasiens neben den Kasachen als die fortschrittlichsten galten.
Jede Republik bekam bestimmte Institutionen, sozusagen eine Grundausstattung mit eigener Kommunistischer Partei (ausser die RSFSR), mit einer Akademie der Wissenschaften (Usbekistan 1943, Turkmenistan 1951), und einem "zentralen Park fuer Kultur und Erholung" in der jeweiligen Republikhauptstadt (Taschkent 1932, Aschchabad ?) etc. Den Titularnationen waren Attribute zugeordnet, die in folkloristischer Weise ihre typifizierte aeusserliche Darstellung praegten. Die beliebte Praesentation der sowjetischen Vielvoelkerfamilie bestand haeufig aus dem Kreis von 15 Figuren, die die Republiken und deren Titularnationen repraesentierten, ganz prominent etwa auf dem "Brunnen der Voelkerfreundschaft" auf der VDNCh (Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft) in Moskau, den 15 goldene Figuren schmuecken.
Um auf den zentralasiatischen Raum zurueckzukommen: hier war aus einer multikulturellen, mehrsprachigen Region eine Ansammlung von Republiken geworden, die quasi nationalen Charakter hatten. Dazu gehoerten unverzichtbar je eine eigene Hochsprache und eine Nationalgeschichte. Dabei wurde die gesamte persische klassische Literatur zum kulturellen Erbe der Tadschiken (als direkte Nachfahren der Sogdier dargestellt) erklaert, ungeachtet dessen, dass ihre Dichter sehr verschiedener Herkunft waren (15). In Bezug auf die Turkmenen behaupteten einige sowjetische Autoren spaeter, in der fruehsowjetischen Zeit sei fuer diese erstmals eine Schriftsprache geschaffen worden. Das stimmt so nicht, denn es gab bereits seit langem Schriftlichkeit unter den Turkmenen, allerdings keine standardisierte. Mit der einheitlichen Schriftsprache wurde auch aus den verschiedenen tuerkischen Stammesdialekten eine turkmenische Hochsprache geschaffen. Vorher hatten sich Turkmenen nicht ueber die gemeinsame Sprache, sondern ueber gemeinsame Abstammung identifiziert. Dass dazu Sprache wichtig sei, war erst eine Idee der russlaendischen Kolonisierer gewesen. In den 1920er Jahren wurde die Einfuehrung einer Nationalsprache von turkmenischen Eliten zwar begruesst, jedoch nahm die Bedeutung der genealogischen Abstammung dadurch nicht ab (16).
Traditionell wird in der westlichen Forschung die sowjetische Politik der Foerderung von Nationalsprachen und v.a. der "Einwurzelung" (korenizacija), d.h. der Rekrutierung von Einheimischen in Partei-, Staats- und Wirtschaftsposten, auf die 1920er und fruehen 1930er Jahre datiert. Danach sei die korenizacija zurueckgefahren worden und habe einer neuerlichen Russifizierung bzw. Slavisierung Platz gemacht, seit den 1930er Jahren als "sowjetischer Patriotismus", sprich grossrussischer Chauvinismus. Diese Sichtweise ist insofern irrefuehrend, als sich die Foerderung des Nationalen (inklusive Kader) und die Idee vom "Aufbluehen" der nationalen Kulturen als Gegenpol zur Sowjetisierung und zur "Verschmelzung" der Kulturen durch die gesamte sowjetische Zeit hindurch erhielten, wenn auch mit verschiedenen Konjunkturen (17).
Nach dem Zweiten Weltkrieg entsprach der Anteil von Einheimischen an den Parteiaemtern zwar nicht ihrem Bevoelkerungsanteil, aber immerhin stellten sie die Mehrheit. Bei einem Bevoelkerungsanteil von 64% stellten Usbeken im Jahr 1969 von 2.635 hauptamtlichen Parteifunktionaeren 52% (18). Weitreichende Folgen hatte die Foerderung der Einheimischen im Bildungswesen. In den 1960er und 1970er Jahren kam es geradezu zu einer Bildungsexplosion in Zentralasien, die die Entstehung nationaler sowjetischer Intelligenzschichten nach sich zog (19).
Das heisst beileibe nicht, dass Slawen in der Wissenschaft und Verwaltung keine Rolle mehr spielten. Doch ihnen an der Seite standen nun zahlenmaessig imposante Kader von Einheimischen. Und diese konnten nach nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991, als die Slawen exodusartig die zentralasiatischen Republiken verliessen bzw. verlassen mussten, die Fuehrung ihres Landes beinahe vollstaendig uebernehmen. Ein Beispiel fuer einen solchen sowjetisch sozialisierten Wissenschaftler ist der Agronom Mirza-Ali Valievi? Muchamed?anov, der 1914 im Kischlak (Dorf) Kani-Zar im Ferganatal geboren wurde. Von 1947-50 war er Sowchosen-Minister und 1953-57 Landwirtschaftsminister der Sowjetrepublik Usbekistan, wurde Mitglied des ZK der Usbekischen Partei und vertrat die Republik in den folgenden Jahren als hochrangiger Landwirtschaftsexperte im Ausland (20). Diese einheimischen Experten waren Kinder der Sowjetunion. Mit den Maximen, Ansichten, Dogmen und Erklaerungsmodellen der sowjetischen Wissenschaft und des Marxismus-Leninismus waren sie aufgewachsen und hatten sie spaetestens mit dem Erlernen der russischen Sprache aufgenommen. Inwieweit sie gleichzeitig Traeger "nationaler" Identitaet waren, ist noch sehr unklar. Einiges spricht dafuer, dass neben der nationalen auch die sowjetische, die professionelle und die regionale und familiaere Herkunft Bausteine eines ganzen Identitaetensets waren, in dem eben die nationale nur eine und nicht unbedingt entscheidende war (21).
Gerade weil sich die neue einheimische Intelligenz in den gesamtsowjetischen Diskurssystemen zurechtfand, konnte sie einerseits die sowjetische Moderne mittragen, andererseits aber (national oder regional gepraegte) Kritik daran entwickeln, was angesichts der oekologischen Folgen der Modernisierung seit den 1960er Jahren auch geschah (22).

Die sowjetische Nationalitaetenpolitik schuf territoriale Gebilde, die eindeutig fuehrenden Ethnien zugeordnet war. Diesen wurde je eine Hochsprache und eine Jahrhunderte alte Geschichte zurechtgeschneidert. Damit vollzogen die Kommunisten einen weiteren Schritt in einer laengeren Geschichte der Versuche, Ethnien, Sprachen und Identitaeten in der Region uebersichtlich zu ordnen. Mit den Sowjetrepubliken und ihren Titularnationen entstanden quasi nationale Gebilde, die fuer eine Entwicklung hin zur Moderne unabdingbar schienen. (Gleichzeitig haben wir es aber durchaus auch mit einer sowjetischen Politik des Divide et impera zu tun.) Allerdings waren sie eben keine Nationalstaaten, sondern Teile eines sozialistischen Imperiums. Daher bleibt zu fragen, wie modern das Imperium war und generell wie modern der Nationalstaat ist (23).

Vorstellungen von der Natur
Sowohl Turkmenistan als auch Usbekistan bestehen zu einem Grossteil aus Wueste und Steppe. Die Wueste Karakum in Turkmenistan misst etwa 350.000 km2, ihr Name bedeutet "schwarzer Sand", und sie nimmt etwa 70% des Territoriums des Landes ein (24). In Usbekistan ist der Anteil der Wueste geringer, doch auch hier findet sich die riesige Wueste Kysylkum ("roter Sand"), die rund 300.000 Quadratkilometer gross ist und sich auf Usbekistan und Kasachstan erstreckt (25). Die Suedliche Hungersteppe (rund 10.000 km2) ist der suedoestliche Auslaeufer der Wueste Kysylkum in Usbekistan (26).
Die Landwirtschaft war im 19. Jahrhundert in den Oasen konzentriert und bestand hauptsaechlich als Bewaesserungswirtschaft. Die Wasservorraete Zentralasiens sind in den grossen Fluessen konzentriert, die sich aus den Gebirgen speisen und als hauptsaechliche Wasserlieferanten fuer die kuenstliche Bewaesserung fungieren. Dementsprechend gross ist die Bedeutung dieser Stroeme, allen voran des Syr-Darja, des Amu-Darja und des Serafschan, fuer Landwirtschaft und Kultur.
Die Wuesten- und Steppengebiete erschienen fruehen westlichen Reisenden und den spaeteren russlaendischen Kolonialherren als "oed" und "leer" und damit als trostlos. Sie waren "unfruchtbare" (besplodnye), gar "tote" (mertvye) Flaechen, die keinen Eigenwert besassen. Die Gegenueberstellung von unfruchtbaren Flaechen mit der belebenden, kultivierenden Funktion des Wassers findet sich etwa in einem Reisebericht von 1822 in einer Beschreibung des Amu-Darja im Khanat Chiwa:
"Obwohl dieser Fluss nur einmal von Sueen nach Norden durch das ganze Khanat fliesst, ergiesst er doch seine Wasser mithilfe von kuenstlichen Wasserleitungen in verschiedene entlegene Orte desselben und fuehrt damit die Fruchtbarkeit in die unfruchtbaren Steppen ein." (27)

Bis in die sowjetische Zeit hinein ging es immer wieder um die "Belebung der toten Flaechen Turkestans" durch Bewaesserung (28). Lebendig dagegen waren fuer die Kolonialisierer nur die Oasen, in denen Gruen wuchs, in denen Ackerbau betrieben wurde. Kultur und Ackerbau gehoerten unzweifelhaft zusammen, und eine Existenzform ohne Ackerbau und Sesshaftigkeit war zivilisatorisch klar unterlegen.
Die Gegenueberstellung der weiten wuesten Flaechen mit den relativ kleinen gruenen Oasen und Anbaugebieten war ein verbreiteter Topos in Reise- und Landesbeschreibungen, aber auch in wissenschaftlichen Abhandlungen. Da man den Wuesten und Steppen keinen Eigenwert zusprach, erschienen sie den westlichen Eroberern als verschwendete Ressource, die man erschliessen musste (29). Erst mit einer Ausweitung der Bewaesserungssysteme wuerde aus solchen Gebieten wahre Landschaft und etwas wirtschaftlich Produktives und kulturell Bedeutendes werden. Und da die Einheimischen offenbar nicht in der Lage oder willens waren, diese Umwandlung zu bewerkstelligen, bedurfte es dazu der starken Hand der Kolonialmacht. Zu "Herren des Wassers" zu werden, war das Ziel der Eroberer. Ihr Verhaeltnis zum Wasser war ein vollstaendig anderes als das der Einheimischen. 1912 kommentierte ein hoher Landwirtschaftsbeamter des Russischen Reiches den Brauch, dass der Khan von Chiwa dem ersten rituellen Waessern der Felder im Fruehjahr beiwohnte, mit den Worten: "Eine solche Einstellung zum Wasser, die fast in religioese Verehrung desselben uebergeht, ist dem modernen Staat fremd. Aber dieser muss in seinen Handlungen eine andere Sicht auf das Wasser verkoerpern: wie auf eine vermessene (izmerennuju) und unterwuerfige Arbeitskraft." (30)
Waehrend die weite wueste Flaeche der Erschliessung und Kultivierung harrte, galt es in Bezug auf die Fluesse, sie zu zaehmen, zu unterwerfen, in das gewuenschte Flussbett zu zwingen und ihren Wasserlauf zu regulieren, um ihr Wasser "rationell" nutzen zu koennen. Die grossen Fluesse erschienen den Eroberern aber als schwer zu zaehmen, als (weiblich konnotierte) Naturgewalten, als "launisch" und schwer berechenbar. Dies hing damit zusammen, dass sie, vor allem der Amu-Darja, ihr Flussbett aenderten und bekanntermassen auch in der Geschichte sehr stark divergierende Laeufe gehabt hatten. Zudem war ihr Wassergehalt saisonal sehr unterschiedlich, da im Fruehjahr und Sommer die Schneeschmelze in den Bergen zu hohen Wasserpegeln fuehrt, im Herbst und Winter aber die Fluesse flach blieben. Weitere Eigenheiten wie hohe Fliessgeschwindigkeit und der hohe Schwemmstoffgehalt machten die Zaehmung der grossen Stroeme in Zentralasien zu einer echten Herausforderung fuer die Ingenieure, die in Russland wie auch anderswo im 19. Jahrhundert als Leitfigur auf den Plan traten (31). Offenbar waren in Zentralasien wie auch im Kaukasus die reissenden Bergfluesse beliebte Bilder fuer die Wildheit der Natur und ihrer Bewohner. In der Murgaber Staatsdomaene, einem staatlichen Vorzeigeprojekt, hatten russische Ingenieure drei grosse Staumauern am Fluss Murgab in der Karakum-Wueste (Turkmenistan) errichtet, mit denen 25.000 Desjatinen Land bewaessert werden konnten, also ueber 25.000 Hektar. Dazu hiess es: "Hier und nur hier traegt der stuermische Bergfluss, fest gebunden in Eisen und Stein, unterwuerfig seine Wasser durch die ihm von der Ingenieurswissenschaft angegebenen Dutzende von Kanaelen ohne den geringsten Widerstand." (32)
Beide Sichtweisen, die auf die oeden Flaechen, die es durch Bewaesserung zu beleben galt und die auf die "launischen" Fluesse, die es zu unterwerfen galt, erhielten sich bruchlos ueber die Zaesur von 1917 hinweg und wurden in sowjetischer Zeit allenthalben wieder zur Darstellung gebracht. Zwei kurze Zitate sollen ausreichen, dies zu belegen: Der stellvertretende Minister fuer Wasserwirtschaft der Turkmenischen Sowjetrepublik schrieb 1958 ueber den Bau des Karakumkanals in Turkmenistan, erstmalig in der Welt sei Wasser durch "tote Sandwuesten" gefuehrt worden (33). Und im gleichen Jahr schrieb ein "verdienter Bewaesserer" (zasluzennyj irrigator) der Turkmenischen Republik in der Zeitschrift "Die Landwirtschaft Turkmenistans": "Dank der Bewaffnung der Bewaesserungssysteme mit einem maechtigen Maschinenpark ist es leichter geworden, gegen die Launen des Amu-Darja zu kaempfen, der, indem er seinen Lauf aendert, oft von den Wasserentnahmestellen weggeht und diese ohne Wasser laesst." (34)

Als Fazit ist hier zu konstatieren, dass die Sicht auf die Natur als etwas nicht nur Form- und Veraenderbares, sondern auch als etwas zu Unterwerfendes in zarischer wie in sowjetischer Zeit bestand; einheimische Sichtweisen auf die Natur kommen in diesen Darstellungen von Reisenden, Beamten und Wissenschaftlern ueberhaupt nicht oder nur als ueberkommende Traditionen vor.


Baumwollanbau und Bewaesserung
Wirtschaftliches Ziel der russlaendischen Kolonialmacht war die Ausweitung der Baumwollproduktion in Zentralasien. Zum einen stieg der Bedarf der eigenen Textilindustrie an dem wertvollen Rohstoff. Zum anderen hatte der Buergerkrieg in Nordamerika dazu gefuehrt, dass die Baumwolleinfuhren aus den USA, die den Grossteil der Importe ausmachten, kurzfristig einbrachen, was im Russischen Reich die Ueberzeugung bestaerkte, sich von der Abhaengigkeit vom Ausland frei machen zu muessen (35). 1894 sagte der Zar als Antwort auf den Vorschlag, mit der amerikanischen Baumwolle nicht nur zu konkurrieren, sondern sie mit der Zeit vollstaendig vom Markt zu verdraengen: "Es ist sehr wuenschenswert, dies zu erreichen!" (36).
Wie oben angedeutet, erschien die Welt der Einheimischen in Turkestan rueckstaendig und raetselhaft. In allen Bereichen war eine Regulierung vonnoeten, um den Erfordernissen des "modernen Staates" gerecht werden zu koennen. Die uporjadocenie betraf auch den Handel mit Baumwolle, das Wasserrecht und die Anbaumethoden.
Zwar wurde gemeinhin durchaus die Tatsache anerkannt, dass die Bewaesserungswirtschaft in Turkestan sehr kleinteilig und aufwendig, gewissermassen eine Kunst fuer sich war. Doch die kompliziert erscheinende Wasseraufteilung verlief nach Regeln, die den Beamten fremd blieben. So schrieb der oben erwaehnte Landwirtschaftsbeamte, im Rechtsbewusstsein der Bevoelkerung seien in Bezug auf die Wasserfrage nur zwei Hauptideen verankert: 1. der Umfang der Nutzung von Wasser solle dem Umfang der bearbeiteten Flaeche entsprechen; und 2. das ganze in den Kanaelen vorhandene Wasser solle im jeweiligen Jahr zwischen allen aufgeteilt werden, entsprechend den Beduerfnissen. Die vielen Konflikte, die dabei entstuenden, muesse aber in jedem Fall letztendlich die "russische Macht" (russkaja vlast) entscheiden:
"Weder die Braeuche noch die abgegriffenen einheimischen Urkunden noch die Tradition (davnost?) koennen sie [die Streitfaelle ? J.O.] noch loesen. Das Festlegen und Aufrechterhalten der angemessenen Ordnung in den Rechtsbeziehungen dieser Art sind ein zu wichtiges staatliches Beduerfnis. Im Land der Baumwolle, der wertvollen Kulturen, dessen Wirtschaft auf Bewaesserung gegruendet ist, muss es ein klares und bestimmendes Wassergesetz geben." (37)

Das Wassergesetz wurde allerdings nicht erlassen, es steckte gerade erst in der Duma zur Beratung fest, als der Erste Weltkrieg ausbrach. Wenn die Wasserrechte als voellig ungeklaert und ueberkommen erschienen, so galten die Anbaumethoden den russlaendischen Verwaltern als primitiv. Immer wieder wurde betont, wie aufwendig und unproduktiv die Handarbeit sei, mit der man saete, die Erde lockerte, waesserte, erntete und die Baumwolle anschliessend von den Samen und Verunreinigungen saeuberte (38). Das gleiche galt fuer die Errichtung und Pflege der Bewaesserungsanlagen: die in die Erde gegrabenen Kanaele mussten jedes Jahr im Fruehjahr gereinigt werden, wozu Wassernutzergemeinschaften Arbeiter abstellten, die dann in grossangelegten und rituellen Arbeitseinsaetzen die Kanaele von Hand von dem Schlamm befreiten, den die Fluesse jedes Jahr wieder hineintrugen (39).
Modernisiert werden sollte der Baumwollanbau durch den Einsatz von Maschinen, effektivere Methoden und mehr Einsatz von Duenger. Auch die Fruchtfolge wollten Reformer einfuehren, die den Einheimischen angeblich unbekannt war. Das landwirtschaftliche Wissen der "tuzemcy" wurde zwar stellenweise bewundert (40), meist aber pauschal als primitiv und veraltet verurteilt. Dagegen stellten die Kolonisierer die Kunst der Ingenieure und der Agronomen. Auf Versuchsfeldern demonstrierten sie progressive Anbaumethoden und den Einsatz von Maschinen. Selbst die einheimischen Baumwollsorten waren nicht produktiv genug und sollten durch auslaendische ersetzt werden. In mehreren Anlaeufen etablierten Privatunternehmer, die ihre eigenen Plantagen hatten sowie die staatlichen Landwirtschaftsbehoerden amerikanische Sorten. Versuchsstationen experimentierten, um die Sorten den Bedingungen in Turkestan besser anzupassen, brachten es aber nicht zur Kreation neuer Sorten, die tatsaechlich verbreitet worden waeren (41).
Im Zusammenhang mit dem Ziel, die Unabhaengigkeit vom Ausland in der Baumwollversorgung zu erreichen, wurde der Bewaesserung eine grosse, "politische" Bedeutung zugemessen. Bei der mehr geplanten als tatsaechlich erfolgten Ansiedlung von Russen im suedlichen Turkestan sollten diese vorrangig bewaesserte Flaechen erhalten (42). Die Ausweitung der Bewaesserung sollte durch grosse Projekte erfolgen, von denen allerdings nur einzelne wie die oben erwaehnte Murgaber Staatsdomaene tatsaechlich ins Leben gerufen wurden. Staatliche Politik favorisierte die Bewaesserung gaenzlich neuer Flaechen, die oben skizzierte Belebung der Wueste durch Wasser, prominent in der Hungersteppe (43).
All diese Anliegen bestimmten die Wirtschafts- und Landwirtschaftspolitik in Turkmenistan und Usbekistan auch in sowjetischer Zeit: das Streben nach der "Baumwollunabhaengigkeit" und die Steigerung der Baumwollertraege, die Ausweitung der Anbauflaechen, die Modernisierung der Anbaumethoden und der Einsatz von Maschinen, die Vergroesserung und Modernisierung der Bewaesserungssysteme. Nach einer Phase der Konsolidierung sowjetischer Herrschaft und einer Land-Wasser-Reform in den 1920er Jahren, die quasi die Grundlagen legte, folgte zu Beginn der 1930er Jahre, wie ueberall in der Sowjetunion, die Zwangskollektivierung, die auf erbitterten Widerstand stiess, aber mit Gewalt durchgesetzt wurde (44). Den stalinistischen Saeuberungen fielen Nationalkommunisten zum Opfer, die sich fuer den Ausbau einer verarbeitenden Industrie und fuer eine Modernisierung einsetzten, die vor Ort den Wohlstand foerdern sollte (45).
Nach bekanntem Muster war die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft nicht nur die Phase, in der die laendlichen Strukturen stark beschaedigt wurden zugunsten der Einrichtung von Kolchosen und Sowchosen und der Einteilung der laendlichen Bevoelkerung in arme Bauern, mittlere Bauern und "Kulaken". Es war auch eine Phase der intensiven Propagierung von Maschinen und der Regulierung und Vereinheitlichung der Anbaumethoden. Mit der aus anderen Zusammenhaengen bekannten stalinistischen Atemlosigkeit wurden zum Beispiel fuer das Aufhaeufeln der Beete (okuchka) und das Waessern der Pflanzen genaue Fristen vorgeschrieben, breit propagiert wurde die maschinelle Bearbeitung der Pflanzen. Sowjetische Agronomen entwarfen genaue und einheitliche Schemata der Fruchtfolge von Baumwolle und Luzerne. Ein Autor schrieb z.B. 1935 in der Zeitschrift "Kampf fuer die Baumwolle" ueber Chiwa, die Agrotechnik sei hier rueckstaendig, man muesse die Ueberbleibsel des Alten ausrotten, wie dass das Saeen der Baumwolle durch Ausstreuen der Samen erfolge, wodurch nur eine Pflanze pro Pflanzloch wachse (46).
Zwar wurden die einheimischen Wasserverwalter wie die Miraben noch genutzt, gleichzeitig aber den sowjetischen Agronomen die Hauptverantwortung uebertragen (47). Diese propagierten genaue und einheitliche Schemata der Fruchtfolge: wie lange Baumwolle wechselweise mit Luzerne angebaut werden sollte (48). Natuerlich war die Zwangskollektivierung eine entscheidene Zaesur in der Geschichte der Landwirtschaft, auch hier. Doch die wirklich radikale Moderne fuer Baumwollanbau und Bewaesserung begann erst nach dem Krieg und sogar erst nach Stalin, unter Chruschtschow.
Mit dem Ziel der Baumwollerntesteigerung wurde jetzt die Landwirtschaft mit allen Mitteln intensiviert, riesige Mengen Duenger aufgebracht, Entlaubungsmittel eingesetzt, um den riesigen und schweren Erntemaschinen die Arbeit zu erleichtern und gar die Fruchtfolge zeitweilig abgeschafft, so dass die Boeden keine Moeglichkeit mehr zur Regeneration hatten. Statt der traditionell kleinen waren jetzt moeglichst grosse Felder das Ideal (49).
Die Ausweitung der Bewaesserungssysteme und die Erschliessung von Wuesten, allen voran der Hungersteppe, lief in der zweiten Haelfte der 1950er Jahre unter dem Motto "Angriff auf die Wueste" ? ein Uebertragung frueherer Feindbilder auf die Natur (50). Der Umbau der Bewaesserungssysteme, der in zarischer Zeit begonnen hatte, verlief jetzt flaechendeckend, kleine Kanaele wurden zu grossen zusammengelegt, Entnahmestellen aus Reisig, Holz und Erde durch Betonbauten ersetzt, der Bau von Stauseen begonnen, um die Fluesse zu regulieren. Die alten Methoden und Bauten wurden als "primitiv" verachtet, die neuen Bauten aus Beton und Eisen und die Maschinenarbeit als modern und fortschrittlich gepriesen (51).
Jetzt, in den 1950er und 1960er Jahren, erfolgte der entscheidende Bruch mit den einheimischen Traditionen. Ueberall wurden dieselben Massstaebe und Normen angesetzt, ob bei der Bewaesserung der Baumwollpflanzen oder dem Duengen. Das Wasser war vollkommen entwertet, weil es die Verbraucher nichts kostete. Zwar gab es Wassernutzungsplaene, aber in der Praxis nahm sich jede Kolchose, soviel sie bekommen konnte (52). Die Ausweitung der Bewaesserungssysteme wurde derart forciert, dass in den Fluessen zuwenig Wasser verblieb, um weiterhin den Aralsee zu speisen. Das weitgehende Verlanden des Aralsees seit den 1960er Jahren ist weltweit als Oeko-Katastrophe bekannt geworden (53).

Bestimmte handlungsleitende Prinzipien und Anschauungen, die ich als Moderne fasse, lassen sich also ueber die Zaesur von 1917 verfolgen. Dazu gehoert die wachsende Missachtung des local knowledge und der regionalen und lokalen Unterschiede in Klima, Bodenbeschaffenheit und Tradition der Anbau- und Bewaesserungsmethoden. Massnahmen wurden vereinheitlicht und als Patentloesungen gedacht. Das "think big" war nicht nur fuer die Baumwollproduktion charakteristisch, sondern auch fuer die Bewaesserung: waehrend in zarischer Zeit zunaechst nur einzelne Versuchsfelder und Bewaesserungsprojekte der Moderne entsprechen sollten, schien in den 1950er Jahren das Ideal von endlosen Feldern, auf denen die riesigen modernen Maschinen herumfuhren, zum Greifen nahe und ueberall vor Ort umsetzbar. Jetzt wurden die Bewaesserungssysteme auch vor Ort umgebaut, nach dem Prinzip: je mehr Wasser ein Kanal transportiert, je groesser und laenger er ist, desto effektiver. Schon in zarischer Zeit wurde die Ingenieurskunst dem einheimischen Wissen uebergeordnet, und man versuchte, die Methoden der Einheimischen auf mathematische Grundlagen zu stellen (54). In sowjetischer Zeit dann wurden wissenschaftliche Prinzipien in allen Bereichen postuliert, mathematische Formeln und geometrische Anordnungen der frueheren Unordnung entgegengesetzt. Statt der Miraben waren es jetzt die Ingenieure, Agronomen und Biologen, die wissenschaftlich ausgebildeten Spezialisten, die das Sagen hatten.

Fazit
Fuer die russlaendische Herrschaft in Zentralasien vor 1917 ist unter Historikern unumstritten, dass es sich um eine Form des Kolonialismus handelte. Auch fuer die sowjetische Zeit koennte man argumentieren ? und so wird auch argumentiert ?, dass sich die Herrschaft ueber Zentralasien als Kolonialismus fassen lasse. Dafuer sprechen die Ausfuhr des "cash crop" Baumwolle ins Zentrum des Imperiums, die die Wirtschaft vor allem Usbekistans absolut dominierte und die Tatsache, dass letztendlich grundlegende Entscheidungen ueber die Region in Moskau getroffen wurden (55).
Allerdings haetten wir es dann mit einem ganz anderen Kolonialismus zu tun als vor der Oktoberrevolution: sowjetische Politik griff massiv in die soziale Verfasstheit der Gesellschaften und in ihr Rechtssystem ein, was vorher nicht der Fall gewesen war und was zu erheblichen sozialen Problemen fuehrte (56). Andererseits waren die zentralasiatischen Republiken viel enger in die Union eingebunden, an Moskau angebunden, und ihre Bewohner schoepften Selbstvertrauen daraus, Teile eines riesigen Imperiums zu sein, das nach dem Zweiten Weltkrieg zur Weltmacht aufstieg, ob nun sozialistisch oder nicht. Die Moeglichkeit der Bildung fuer alle und die Ausbildung von Eliten fuehrte zur Entstehung nationaler Intelligenzschichten und zu einem "nationalen" Bewusstsein, aber auch zu der positiven Selbstidentifikation als "Sowjetbuerger" oder "Kommunist". Und der Austritt aus der Sowjetunion und der Uebergang in die Unabhaengigkeit erfolgten ja auf der Grundlage jener nationalstaatlichen Gebilde, die sowjetische Politik erst geschaffen hatte. Von daher war die sowjetische Herrschaft in verschiedener Hinsicht sehr produktiv, was Modernisierung und Identitaeten betraf.
Wichtiger aber als die Kolonialismusdiskussion ist mir, zu zeigen, dass zentrale Politik eine radikale Moderne brachte, die sich in Zentralasien Bahn brach, zunaechst unter staatskapitalistischen, dann unter staatssozialistischen Vorzeichen. Die in der Literatur bislang dominierende Sicht, dass vor der Revolution Modernisierungsprojekte kaum umgesetzt wurden, greift zu kurz. Denn, wie die Betrachtung der Bereiche Landwirtschaft und Bewaesserung zeigte, waren vor 1917 bereits viele Wahrnehmungsmuster angelegt, die in der sowjetischen Periode bestehen blieben: die einheimischen Methoden als rueckstaendig zu betrachten, die Fluesse als launisch und zu zaehmen, die maschinelle Bearbeitung der Felder als grundsaetzlich der Handarbeit ueberlegen etc. Eine Kontinuitaet stellt auch der grundsaetzlich umfassende Anspruch dar, die Verhaeltnisse vor Ort zu regeln.
Nach der Oktoberrevolution ging die viel umfassendere Umsetzung der Prinzipien der Moderne wie Vereinheitlichung, Begradigung und Technisierung mit einer Aufwertung der Einheimischen einher, die durch die korenizacija und durch die Bildungsexplosion zu vollwertigen Mitglieder der sowjetischen Gesellschaft wurden. Die sowjetische Moderne war zunaechst ungemein attraktiv, denn sie brachte "Fortschritt" und Technik, sie loeste die Probleme der Wasserverteilung und Irrigationsorganisation zugunsten einer starken Zentralmacht und sie brachte Anschluss an ein Weltreich (57). Dass das Moderneprojekt in eine ernsthafte Krise kam, als sich die oekologischen und damit auch sozialen Folgekosten des Gigantismus der Chruschtschowzeit bemerkbar machten, ist eine andere Geschichte, die hier nicht ausgefuehrt werden kann.
Doch wenn man heute die Landwirtschaftspolitik und -praxis in Usbekistan betrachtet, so stellt man fest, dass an vielen der sowjetischen Errungenschaften, so kompromittiert sie auch sein moegen, festgehalten wird: der Baumwollkult, das Streben nach hohen Baumwollernten mit allen Mitteln, die staatliche Kontrolle ueber die Baumwollproduktion etc. Vor allem in Turkmenistan, ueber das allerdings in den letzten Jahren kaum etwas bekannt wurde, scheint sich das "think big" ungebrochen erhalten zu haben: So baut man hier seit 2000 an dem riesigen Stausee "Goldenes Zeitalter" in der Karakum-Wueste, der die Produktivitaet der Bewaesserungsflaechen erhoehen und die Verschmutzung des Amu-Darja durch Rueckflusswasser verringern soll (58). Diese aktuelle Politik in Usbekistan und Turkmenistan verweist so zurueck auf die Attraktivitaet sowjetischer Moderne, die bis heute im nationalstaatlichen Rahmen nicht ueberzeugend durch eine neue Weltsicht ersetzt werden konnte.

Anmerkungen

1. Derzeit wird das Projekt an der "School of History" des Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) bearbeitet. Siehe unter: http://www.frias.uni-freiburg.de/history. /> 2. Toulmin, Stephen: Kosmopolis. Die unerkannten Aufgaben der Moderne, Frankfurt a.M. 1991; Welsch, Wolfgang: Unsere postmoderne Moderne, Berlin 19934; Scott, James C., Seeing like a State. How Certain Schemes to Improve the Human Condition Have Failed, New Haven 1998, besonders S. 2-4; zu Russland und der Sowjetunion siehe: Hoffmann, David L.: Stalinist Values: the Cultural Norms of Soviet Modernity, 1917-1941, Ithaca/London 2003, S. 7-10; Plaggenborg, Stefan: Experiment Moderne. Der sowjetische Weg, Frankfurt/New York 2006, S. 13-19.
3. Fuenfzehn Jahre Unbhaengigkeit, hrsg. von der Botschaft der Republik Usbekistan in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin 2006, S. 7, 13; Artikel "Usbekistan" in der deutschsprachigen Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Usbekistan, 24.11.2008. Zum Vergleich: Deutschland hat eine Flaeche von 357.000 km2.
4. Artikel "Turkmenistan" in der deutschsprachigen Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Turkmenistan, 24.11.2008.
5. Eine Darstellung der Eroberung, die die zeitgenoessischen russischen Motive und Legitimationen weitgehend unkritisch uebernimmt: David MacKenzie, The Conquest and Administration of Turkestan, 1860-85, in: Michael Rywkin (Hg.), Russian Colonial Expansion to 1917, London/New York 1988, S. 208-234, zu Geok-Tepe hier: S. 226.
6. Dietrich Geyer: Der russische Imperialismus. Studien ueber den Zusammenhang von innerer und auswaertiger Politik 1860-1914, Goettingen 1977, S. 78.
7. Tompson, St.: Reakcija imperii na deficit chlopka: razvitie rossijskoj irrigacionnoj sistemy v Srednej Azii v svete opyta Britanskoj imperii. In: Ders. (Hg.): Rossijskaja tekstil?naja promyslennost?. Technologi?eskij transfert, syr?e, finansy, St. Petersburg 2006, S. 82-102.
8. Ein Kultivator ist ein Geraet zum Auflockern des Bodens. Auf Russisch heisst es wie im Deutschen "kultivator".
9. Chorosichin, A.: Narody Srednej Azii. In: Materialy dlja statistiki Turkestanskogo Kraja. Ezegodnik. Izdanie Turkestanskago Statisti?eskago Komiteta pod redakcieju N.A. Maeva. St. Petersburg 1874, Bd. 3, S. 303-330, hier S. 315.
10. Fragner, Bert G.: Probleme der Nationswerdung der Usbeken und Tadshiken, in: Kappeler, Andreas/Simon, Gerhard/Brunner, Georg (Hg.): Die Muslime in der Sowjetunion und in Jugoslawien. Identitaet ? Politik ? Widerstand. Koeln 1989, S. 19-34, hier S. 20.
11. Ebd., S. 22. Vgl. zur Frage der Umwandlung von soziokulturellen in ethnische Kategorien auch: Brower, Daniel: Turkestan and the Fate of the Russian Empire, London/New York 2003, S. 52f. Zur zeitgenoessischen Diskussion um den Begriff "Sarte" und dessen Bedeutung auch: Ilchamov, A.: Archeologija uzbekskoj identicnosti, http://turkolog.narod.ru/info/uz-7.htm, 24.11.2008.
12. Fragner, Probleme, S. 25.
13. Ebd., S. 26. Siehe zur Schaffung der modernen Usbeken und der neuen usbekischen Sprache auch: Il?chamov, Archeologija.
14. Grundlegend zu diesem Abschnitt: Slezkine, Yuri: The USSR as a Communal Apartment, or How a Socialist State Promoted Ethnic Particularism, in: Slavic Review 53 (1994) 2, S. 414-452.
15. Fragner, Probleme, S. 28.
16. Edgar, Adrienne Lynn: Tribal Nation. The Making of Soviet Turkmenistan, Princeton 2004, S. 129-133.
17. Gerhard Simon betont die Zurueckdraengung der korenizacija in den 1930er und 1940er und seit den spaeten 1950er Jahren, konstatiert aber gleichzeitig die Entstehung nationaler Intelligenzschichten in den nichtrussischen Unionsrepubliken seit dem Zweiten Weltkrieg. Letzteres fasst er als "Prozess der Entkolonialisierung". Simon, Gerhard: Nationalismus und Nationalitaetenpolitik in der Sowjetunion. Von der totalitaeren Diktatur zur nachstalinschen Gesellschaft, Baden-Baden 1986 (Osteuropa und der internationale Kommunismus, 16), Zitat S. 299. Das Nebeneinander der beiden Prozesse von Foerderung der Nationalitaeten und Nationalsprachen einerseits und Russifizierung bzw. Sowjetisierung andererseits arbeitet heraus: Halbach, Uwe: Nationalitaetenfrage und Nationalitaetenpolitik, in: Handbuch der Geschichte Russlands, hrsg. von Stefan Plaggenborg, Bd. 5/II: 1945-1991. Vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion, Stuttgart 2003, S. 659-786. Yuri Slezkine betont die Langzeitfolgen der korenizacija: Slezkine, The USSR.
18. Simon, Nationalismus, S. 311.
19. Waren 1927/28 nur 0,5 von 10.000 der in der Sowjetunion lebenden Usbeken Hochschulstudenten gewesen (fuer Turkmenen: 0,2), so lag diese Zahl fuer das Jahr 1960/61 bei 89 (Turkmenen: 94,6) und fuer 1980/81 bei 160,2 (146,5). Auch bei den in der Volkswirtschaft beschaeftigten Spezialisten mit Hochschulbildung war der Zuwachs von Usbeken und Turkmenen enorm. Ebd., Anhang Tabelle 12, S. 443, Tabelle 13, S. 445. Usbeken waren in den wissenschaftlichen Berufen und unter den Hochschulabsolventen gut vertreten. 1970 stellten sie rund die Haelfte der Habilitierten (doktora nauk) in der Usbekischen Republik. 1956 fand der erste Kongress der usbekischen Intelligenz statt. Katz, Zev (Hg.): Handbook of major soviet nationalities, New York 1975, S. 303f.
20. Mirza-Ali Valievic Muchamedzanov. Materialy k biobibliografii ucenych Uzbekistana, Taschkent 1985, S. 5f.
21. Zum Identitaetenset: Collias, K.A.: Making Soviet Citizens: Patriotic and Internationalist Education in the Formation of a Soviet State Identity, in: Huttenbach, H.R. (Hg.): Soviet Nationality Policies. Ruling Ethnic Groups in the USSR, London/New York 1990, S. 73-93, hier S. 87f.
22. Obertreis, Julia: Der "Angriff auf die Wueste" in Zentralasien. Zur Umweltgeschichte der Sowjetunion, in: Gruenbuch. Politische Oekologie im Osten Europas = Osteuropa 58 (2008), H. 4-5, S. 37-56, hier S. 50-55.
23. Vgl. Greenfeld, Liah: Is Modernity Possible Without Nations? in: Michael Seymour (Hg.): The Fate of the Nation-State, Montreal 2004, S. 38-51.
24. Artikel "Karakum" in der englischsprachigen Wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Karakum_Desert, 25.11.2008.
25. Artikel "Kyzylkum" in der Encyclopaedia Britannica online, 25.11.2008. Im Artikel "Kysylkum" der deutschsprachigen Wikipediartikel wird ihre Groesse um ein Drittel geringer angegeben, mit etwa 200.000 km². http://de.wikipedia.org/wiki/Kysylkum, 25.11.2008.
26. Meyers Lexikon online, Artikel "Hungersteppe", 25.11.2008.
27. Aus einem frueheren Reisebericht: Muravev, Nikolaj N.: Puteschestvie v Turkmeniju i Chivu v 1819 i 1820 godach, gvardejskago generalnago staba kapitana Nikolaja Muravjeva, poslannago v sii strany dlja peregovorov. Teil 1 u. 2, Moskau 1822, hier Teil 2, S. 9.
28. Juferev, V.I.: Chlopkovodstvo v Turkestane, Leningrad 1925, S. 7.
29. Aus Sicht russischer Unternehmer: Uslovija Sredne-Aziatskogo torgovo-promyslennogo tovariscestva I. Kudrin i K o priobretenii zemel ot pravitelstva v Golodnoj Stepi po reke Murgab v Mervskom oazise, vom 28.05.1887, in: http://www.vostlit.info/Texts/Dokumenty/M.Asien/XIX/Russ_turkmenII/Razdel_VII/132.htm, 24.11.2008.
30. Zapiska glavnoupravljajuscago zemleustrojstvom i zemledeliem o poezdke v Turkestanskij kraj v 1912 godu, Poltava 1912, S. 46.
31. Vgl. Van Laak, Dirk: Weisse Elefanten. Anspruch und Scheitern technischer Grossprojekte im 20. Jahrhundert, Stuttgart 1999, S. 227-236.
32. Zapiska, S. 36.
33. Grinberg, L.M.: Kara-Kumskij kanal, in: Selskoe Chozjajstvo Turkmenistana, 1958, Nr. 1, S. 39-51, hier S. 39.
34. Ratner, D.N.: Mechanizacija trudoemkich rabot na orositel?nych sistemach, in: Selskoe Chozjajstvo Turkmenistana, 1958, Nr. 5, S. 10-17, hier S. 13.
35. Allerdings stabilisierte sich nach Beendigung des Buergerkriegs der Baumwollmarkt wieder und der Anbau von Baumwolle in Zentralasien ging zeitweilig zurueck. Tompson, Reakcija imperii, S. 82f.
36. Zit.n.: Zapiska, S. 3.
37. Ebd., S. 44.
38. Das erst in fruehsowjetischer Zeit veroeffentlichte Buch von Juferev beleuchtet den Baumwollanbau in Turkestan vor 1917 und kann als nachtraeglich erstelltes Kompendium zarischer Vorstellungsmuster gelesen werden. Zu den einheimischen Anbaumethoden: Juferev, Chlopkovodstvo, S. 19f., 24, 49; siehe auch den Bericht eines deutschen Agrarwissenschaftlers, der von 1846-1872 Professor in Dorpat war und verschiedene Forschungsreisen im Russischen Reich unternahm: Petzholdt, Alexander: Umschau im russischen Turkestan (im Jahre 1871). Nebst einer allgemeinen Schilderung des "Turkestanschen Beckens", Leipzig 1877, S. 73-75, 104.
39. Die mit den Bewaesserungssystemen verbundene soziale Organisation laesst sich rekonstruieren aus sowjetischen Veroeffentlichungen von Ethnologen, z.B.: Sazonova, M.V.: Tradicionnoe chozjajstvo uzbekov juznogo Chorezma, Leningrad 1978, S. 19-25.
40. So noch bei Muravev ueber Chiwa: Muravev, Pute?estvie, Teil 2, S. 14f.
41. Tompson, Reakcija imperii, S. 87f.; Juferev, Chlopkovodstvo, S. 21f., 26-28, 31, 37-40.
42. Zapiska, S. 56f.
43. Ebd., S. 36f.
44. D.A. Alimova (Hg.): Tragedija sredneaziatskogo kislaka: kollektivizacija, raskulacivanie, ssylka, 1929-1955. Dokumenty i materialy. Taschkent 2006; Simon, Nationalismus, S. 121-129, 188f.; Aminova, R. Ch.: Iz istorii kollektivizacii v Uzbekistane, in: Istorija SSSR, 1991, Nr. 4, S. 42-53; Edgar, Tribal nation, S. 197-220.
45. Simon, Nationalismus, S. 123f., 187-189.
46. Subbotin, S.I.: Opyt raboty ferganskich chlopkorobov-opytnikov v Chorezme, in: Borba za chlopok, 1935, Nr. 1-2, S. 55-64.
47. Vergleiche zur fruehsowjetischen Zeit: Teichmann, Christian: The Economy of Nationality. Stalinism and Irrigation in Uzbekistan, 1924-1941, vom 04.09.2007, http://isem.susu.ru/archen/wasser_eng/; sowie Ders.: Canals, cotton, and the limits of de-colonization in Soviet Uzbekistan, 1924-1941. In: Central Asian Survey, 2007, H. 4, S. 499-519.
48. Z.B. in: Dorman, I. A. (1935): Osenne-zimnjaja sideracija v podsobnom chlopkovom sevooborote. In: Bor?ba za chlopok, 1935, Nr. 3-4, S. 53?58.
49. Exemplarisch: Zentrales Staatsarchiv der Republik Usbekistan (Centralnyj Gosudarstvennyj Archiv Respubliki Uzbekistana, CGA RUz), f. 1807, op. 2, d. 167, l. 57; Andreev, N.I.: Vovremja i choroso provesti defoliaciju chlopcatnika, in: Selskoe Chozjajstvo Turkmenistana, 1962, Nr. 4, S. 76-79; S. Radzabov: Na pod-eme, in: SChU, 1980, Nr. 2, S. 24-26, hier S. 25.
50. CGA RUz, f. 1807, op. 2, d. 205, l. 1-25. Vgl. Verschiedene Beitraege in: Ozivsaja legenda. Vospominanija veteranov osvoenija Golodnoj stepi, Gulistan 2002.
51. Beeindruckend illustriert in: Irrigacija Uzbekistana. (Albom), hrsg. von Ministerstvo vodnogo chozjajstva Uzbekskoj SSR, Taschkent 1959.
52. Eine fruehe Kritik an der ?irrationalen Wassernutzung? bei: Ovezmuradov, B.: K osvoeniju celinnych i zaleznych zemel v zone Karakumskogo kanala, in: Selskoe Chozjajstvo Turkmenistana, 1962, Nr. 4, S. 49-53.
53. Diese hat eine relativ grosse Zahl von Publikationen hervorgebracht, darunter die wohl bekannteste: Letolle, R./Mainguet, M.: Der Aralsee. Eine oekologische Katastrophe, Heidelberg 1996.
54. Z.B. in: Zacypin, D.K.: O sposobach izmerenija zemel? u tuzemcev Srednej Azii, in: Materialy dlja statistiki Turkestanskogo Kraja. Ezegodnik. Izdanie Turkestanskago Statisti?eskago Komiteta pod redakcieju N.A. Maeva. St. Petersburg 1874, Bd. 3, S. 153-161.
55. Zum Beispiel: Hofmeister, Ulrich: Kolonialmacht Sowjetunion. Ein Rueckblick auf den Fall Uzbekistan, in: Osteuropa 56 (2006), Nr. 3, S. 69-93.
56. Exemplarisch: Northrop, Douglas: Veiled empire. Gender and power in Stalinist Central Asia. Ithaca u.a. 2004; Keller, Shoshana: To Moscow, not Mecca: the Soviet campaign against Islam in Central Asia, 1917-1941. Westport, Conn. u.a. 2001.
57. Der Aspekt der Attraktivitaet der sowjetischen Moderne an der Peripherie sowie im Kernland fehlt bei: Plaggenborg, Experiment Moderne.
58. Ernst Giese/Jenniver Sehring/Alexej Trouchine: Zwischenstaatliche Wassernutzungskonflikte in Zentralasien, Discussion papers des Zentrums fuer internationale Entwicklungs- und Umweltforschung der Justus-Liebig-Universitaet Giessen (ZEU), Nr. 18, Mai 2004, S. 17-19.

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