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| Archive - Osteuropa und Osteuropaeische Geschichte. Konstruktionen ? Geschichtsbilder ? Aufgaben - Comments
In einer kleinen Gruppe haben wir den Beitrag diskutiert und sind dabei auf einige weiter fьhrende Fragen gestossen, die wir hier gerne vorstellen mцchten.
- Wird Osteuropa die Entwicklung von Westeuropa durchmachen, allerdings verzцgert, wie es immer wieder angenommen wird? Oder kann man nicht auch erwarten, dass es keine zwingende Angleichung an ?westliche? Standards geben wird, sondern eine eigene Entwicklung erfolgt?
- Welche Kategorien und Normen wenden wir fьr unseren Blick nach West-/Osteuropa an, wie ist unsere rдumliche Wahrnehmung? Sollten wir nicht von einem Bild verschiedener Regionen fьr West und Ost ausgehen, die wir auf einer mikrohistorischen Ebene mit dem Konzept der Lebenswelt verknьpfen?
- Ist das Konzept der Nationalgeschichte ьberholt und kann es durch Area studies abgelцst werden? Oder orientieren wir uns nach wie vor an der Kategorie Nation? Wдre es nicht sinnvoller, nach Geschichtslandschaften zu fragen, um etwa auch die Zeit bis zum 19. Jahrhundert zu erfassen?
Abschliessend waren wir uns einig, dass eine Auflцsung des Faches Osteuropawissenschaften/Osteuropдische Geschichte weder sinnvoll noch praktikabel sei, wie es in dem Beitrag ausgefьhrt wurde.
Carmen Scheide
Juli 2004
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Sehr geehrte Herren H.Haumann und C.Goehrke,
ich orientiere mich nicht besonders gut in den Fragen, die zur Diskussion gestellt sind, versuche aber einige meiner Gedanken zu aeussern. Zuerst etwas persoenliches. Ich lebe in der Stadt Tscheljabinsk, die im asiatischen Teil Russlaendischen Foederation liegt. Obwohl Russland insgesamt zu Osteuropa gehoert, ist Tscheljabinsk schon Asien. Es stellt sich die Frage davon, wie Osteuropa zu definieren ist. Ist das ein geografischer Teil Europas? Oder ist Osteuropa als ein Gegensatz Westeuropas zu verstehen? Was machen wir dann mit der (historischen) Tschechoslowakei und DDR?
Mit scheint, dass die Teilung in Osteuropa und Westeuropa hinsichtlich Russland uns zu petrinischen Zeiten fuehrt. Die petrinische Modernisierung zwang Russland zu ?Europaeisierung? Asiens und half der Selbstwarnemung der Russen als Europaeer. Die Westeuropaeer ihrerseits fangen an, Russland als ein ?ruckstaendiges? Europa wahrzunehmen. Dass heisst, dass diese Teilung auch unter Einfluss der subjektiven Faktoren entstanden war.
Das zweite Problem liegt im Bereich der Allgemeinen und der Besonderen. Wenn wir ueber Europa, Westeuropa oder Osteuropa sprechen, sprechen wir keinesfalls ueber die Realitaet. Wenn die Historiker grosse Schwierigkeiten mit der Definition der Nation haben und nicht wissen, was ein Schweizer, ein Deutsche oder ein Franzose bedeutet, koennen wir dann ueber die ?Osteuropa? und ?Osteuropaeer? sprechen, ohne zu grob die Realitaet zu verstehen? Vielleicht, wenn es um die Osteuropaforschung geht, geht es um die Forschung eines ausgedachtes Landes, wie ?Mittelerde? von J.R.R. Tolkien. Vielleicht haben die Historiker recht, die vorschlagen, die Nationalstaaten als ?Einzelheiten? des historischen Prozesses wahrzunehmen.
Vielen Dank fuer den interessanten Text,
Alexander Fokin und andere Studenten.
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